Wie Lange Bleibt Man Nach Reanimation Im Krankenhaus
Zusammenfassung der Veränderungen der Leitlinien seit 2010
Das Kapitel 5 wurde neu in die Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) aufgenommen. Im Jahr 2010 war die Thematik Bestandteil des Kapitels „Erweiterte lebensrettende Maßnahmen (ALS)" [1]. Der ERC hat bei der Erstellung dieser Leitlinien zur Postreanimationsbehandlung mit Vertretern der European Society of Intensive Care Medicine (ESICM) zusammengearbeitet, die die Bedeutung einer qualitativ hochwertigen Postreanimationsbehandlung als wesentliches Glied der Überlebenskette („chain of survival") würdigen [2].
Die wichtigsten Änderungen in der Postreanimationsbehandlung seit 2010 beinhalten:
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Die Notwendigkeit einer vordringlichen Koronarangiographie (Herzkatheteruntersuchung) und perkutanen koronaren Intervention (PCI) nach außerklinischem Kreislaufstillstand mit vermutet kardialer Ursache wird noch stärker betont.
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Ein zielgerichtetes Temperaturmanagement bleibt wichtig, aber es besteht jetzt auch die Option, eine Temperatur von 36 °C statt wie bisher 32–34 °C anzustreben
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Prognoseerstellungen werden jetzt anhand einer multimodalen Strategie vorgenommen. Dabei liegt der Schwerpunkt darauf, einer neurologischen Erholung und vollständigen Eliminierung verabreichter Sedativa genügend Zeit zu gewähren.
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Es wurde ein neues Kapitel hinzugefügt, welches sich mit der Rehabilitation nach einem überlebten Kreislaufstillstand befasst. Die Empfehlungen beinhalten den systematischen Aufbau der Nachbetreuung, die ein Screening auf mögliche kognitive und emotionale Defizite und die Erteilung von Auskünften beinhaltet.
Einleitung
ROSC („return of spontaneous circulation") ist der erste Schritt auf dem Weg zur vollständigen Erholung nach einem Kreislaufstillstand. Die komplexen pathophysiologischen Prozesse, welche nach einer Ischämie, die bei einem Kreislaufstillstand den ganzen Körper betrifft, auftreten, und die nachfolgende Reperfusionsantwort während und nach erfolgreicher Wiederbelebung werden als Postreanimationssyndrom („post-cardiac arrest-syndrome") bezeichnet [3]. In Abhängigkeit von der Ursache des Kreislaufstillstands und dem Schweregrad des Postreanimationssyndroms benötigen viele Patienten eine multiple Organunterstützung. Die Behandlung in dieser Postreanimationsphase beeinflusst signifikant das allgemeine Ergebnis und insbesondere die Qualität der neurologischen Erholung [4–11]. Die Postreanimationsbehandlung beginnt dort, wo ROSC erreicht wurde. Sobald der Patient stabilisiert ist, wird er in die am besten geeignete intensivmedizinische Einheit eingeliefert (z. B. Notaufnahme, Herzkatheterlabor oder Intensivstation), um die Diagnostik, Überwachung und Behandlung fortzuführen. Der Algorithmus zur Postreanimationsbehandlung (Abb. 1) umreißt einige der Kerninterventionen, die zur Optimierung des Outcome für diese Patienten erforderlich sind.
Einige Patienten wachen nach einem Kreislaufstillstand schnell wieder auf, einige Berichte sprechen von 15–46 % der Patienten, die nach einem außerklinischem Kreislaufstillstand in ein Krankenhaus eingeliefert wurden [12–14]. Diese Zahlen werden beeinflusst von den Reaktionszeiten, dem Anteil der Ersthelferreanimation, der Zeit bis zur 1. Defibrillation und der Dauer der Reanimation. Obwohl keine Daten hierzu vorliegen, ist bei jeglichem Zweifel bezüglich der neurologischen Funktion eines Patienten die Empfehlung sinnvoll, ihn endotracheal zu intubieren und die Behandlung zur Optimierung der hämodynamischen, respiratorischen und metabolischen Parameter zusammen mit einem zielgerichteten Temperaturmanagement entsprechend dem lokalen standardisierten Therapieplan zu beginnen. Von diesen nach einem Kreislaufstillstand komatös auf einer Intensivstation aufgenommenen Patienten werden abhängig von der Ursache des Kreislaufstillstands und vom System und der Qualität der Versorgung 40–50 % lebend aus der Klinik entlassen [7, 10, 13–20]. Von diesen haben die meisten ein gutes neurologisches Outcome, wobei viele dennoch geringgradige kognitive Defizite aufweisen.
Postreanimationssyndrom
Das Postreanimationssyndrom umfasst die zerebralen Postreanimationsschädigungen, die kardiale Postreanimationsdysfunktion, die systemische Antwort auf Ischämie und Reperfusion und die persistierende, den Kreislaufstillstand auslösende Pathologie [3, 25, 26]. Der Schweregrad dieses Syndroms variiert je nach Dauer und Ursache des Kreislaufstands. Bei nur kurzer Dauer tritt es nicht zwingend auf. Zerebrale Postreanimationsschädigungen manifestieren sich als Koma, Krampfanfälle, Myoklonien, neurokognitive Dysfunktion in unterschiedlicher Ausprägung bis hin zum Hirntod. Bei den Patienten, die bis zur Aufnahme auf einer Intensivstation überleben, jedoch dann in der Klinik versterben, ist eine zerebrale Schädigung die Ursache für etwa zwei Drittel der Todesfälle nach außerklinischem und etwa 25 % nach innerklinischem Kreislaufstillstand [27–30]. Kardiovaskuläres Versagen ist ursächlich für die meisten Todesfälle in den ersten 3 Tagen, während zerebrale Schädigungen für die meisten späteren Todesfälle verantwortlich sind [27, 30, 31]. Bei Patienten mit schlechter Prognose ist der Entzug lebenserhaltender Maßnahmen („withdrawal of life sustaining therapy", WLST) die häufigste Todesursache (etwa 50 %), [14, 30] was die Bedeutung der Prognosestrategie hervorhebt (s. u.). Die zerebrale Schädigung in der Postreanimationsphase wird möglicherweise verschlimmert durch Versagen der Mikrozirkulation, Beeinträchtigung der Autoregulation, Hypotonie, Hyperkapnie, Hypoxie und Hyperoxie, Fieber, Hypo- und Hyperglykämie und durch zerebrale Krampfanfälle. Ausgeprägte myokardiale Funktionsstörungen treten nach einem Kreislaufstillstand häufig auf, beginnen aber, sich üblicherweise ab dem 2. bis 3. Tag zurückzubilden, wobei die vollständige Erholung erheblich länger dauern kann [32–34]. Die systemische Antwort auf Ischämie und Reperfusion nach einem Kreislaufstillstand aktiviert immunologische Prozesse und das Gerinnungssystem, trägt damit zur Entstehung eines Multiorganversagens bei und erhöht das Risiko für Infektionen [35–41]. Daher hat das Postreanimationssyndrom viele Gemeinsamkeiten mit einer Sepsis inklusive der intravaskulären Volumenverschiebungen, Vasodilatation, Endothelschäden und gestörter Mikrozirkulation [42–48].
Atemweg und Atmung
Kontrolle der Oxygenierung
Patienten, die nur eine kurze Kreislaufstillstandszeit hatten und sofort auf die entsprechende Therapie reagierten, können unmittelbar ihre normale Hirnfunktion wiedererlangen. Sie benötigen keine Intubation und Beatmung, sollen jedoch Sauerstoff über eine Gesichtsmaske erhalten, wenn ihre arterielle Sauerstoffsättigung weniger als 94 % beträgt. Hypoxie und Hyperkapnie erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Kreislaufstillstands und können zu sekundären Hirnschädigungen beitragen. Einige Tierversuche weisen darauf hin, dass eine Hyperoxie kurz nach ROSC oxidativen Stress verursacht und postischämisch Neurone schädigt [49–53]. Ein Tierversuch zeigte, dass die Anpassung der inspiratorischen Sauerstoffkonzentration (FiO2) an die Erreichung einer arteriellen Sauerstoffsättigung von 94–96 % in der ersten Stunde nach ROSC (kontrollierte Reoxygenierung) ein besseres neurologisches Outcome bewirkte als die Beatmung mit 100 % Sauerstoff [54]. Eine klinische Registerauswertung mit mehr als 6000 Patienten unterstützt diese Tierversuchsergebnisse und zeigt, dass Hyperoxie in den ersten 24 h nach Kreislaufstillstand mit einem schlechteren Outcome einhergeht als Normoxie und Hypoxie [55]. Eine weitere Analyse derselben Arbeitsgruppe zeigte, dass der Zusammenhang zwischen Hyperoxie und Outcome dosisabhängig war und dass es nicht nur einen Grenzwert für das Entstehen einer Schädigung gab [56]. Eine Observationsstudie, in die ausschließlich Patienten eingeschlossen waren, die mit induzierter milder Hypothermie behandelt wurden, dokumentierte ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Hyperoxie und schlechtem Outcome [57]. Im Gegensatz dazu zeigte eine Observationsstudie an über 12.000 Patienten nach Kreislaufstillstand, dass die Hyperoxie nach der Regulierung der inspiratorischen Sauerstoffkonzentration und anderer relevanter Kovariablen (inklusive der Krankheitsschwere) nicht mehr mit der Mortalität zusammenhing [58]. Eine Metaanalyse von 14 Observationsstudien deutete auf eine signifikante Heterogenität der Ergebnisse aller Studien hin [59].
Die Tierversuche, die einen Zusammenhang zwischen Hyperoxie und schlechterem neurologischem Outcome nach einem Kreislaufstillstand zeigen, haben regelhaft den Effekt einer Hyperoxie in der ersten Stunde nach ROSC untersucht. Für die klinische Praxis bedeutet dies, dass die inspiratorische Sauerstoffkonzentration, insbesondere auch außerklinisch, unmittelbar nach ROSC bedarfsgerecht eingestellt werden soll. Die einzige prospektive klinische Studie, in der die Einstellung der Sauerstoffkonzentration auf einen definierten Zielbereich (in diesem Fall eine Sauerstoffsättigung von 90–94 %) mit der Applikation von 100 % Sauerstoff nach einem außerklinischen Kreislaufstillstand verglichen wurde, wurde bereits nach Einschluss von 19 Patienten beendet, da es sich als sehr schwierig herausgestellt hatte, die arterielle Sauerstoffsättigung pulsoxymetrisch zuverlässig zu messen [60]. Eine aktuelle Studie, die Raumluftatmung mit der zusätzlichen Gabe von Sauerstoff bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt verglich, zeigte, dass eine zusätzliche Sauerstoffgabe die Myokardläsion, die Reinfarktrate und die Zahl schwerwiegender Herzrhythmusstörungen erhöhte und mit einer Vergrößerung des infarzierten Areals nach 6 Monaten vergesellschaftet war [61].
Die schädigende Wirkung von Sauerstoff nach einem Myokardinfarkt gilt als erwiesen, ebenso die Möglichkeit einer Verstärkung der neurologischen Schädigung nach einem Kreislaufstillstand. Demzufolge soll, sobald eine verlässliche Bestimmung der arteriellen Sauerstoffsättigung möglich ist (mittels Blutgasanalyse und/oder Pulysoxymetrie), die inspiratorische Sauerstoffkonzentration so angepasst werden, dass die arterielle Sauerstoffsättigung zwischen 94 und 98 % liegt. Vermeiden Sie eine Hypoxämie, die ebenfalls schadet, sichern Sie eine verlässliche Messung der O2-Sättigung, bevor sie die Sauerstoffkonzentration senken.
Kontrolle der Ventilation
Die endotracheale Intubation, Sedierung und kontrollierte Beatmung muss bei jedem Patienten mit eingeschränkter zerebraler Funktion erwogen werden. Vergewissern Sie sich, dass der Endotrachealtubus korrekt und deutlich oberhalb der Carina platziert ist. Hypokapnie führt zu zerebraler Vasokonstriktion und einem verminderten zerebralen Blutfluss [62]. Nach einem Kreislaufstillstand bedingt eine durch Hyperventilation verursachte Hypokapnie eine zerebrale Ischämie [63–67]. Auf Daten aus Reanimationsregistern beruhende Observationsstudien belegen einen Zusammenhang zwischen Hypokapnie und schlechtem neurologischem Outcome [68–69]. Zwei Observationsstudien haben einen Zusammenhang zwischen einer milden Hyperkapnie und einem besseren neurologischen Outcome bei Patienten nach Kreislaufstillstand auf der Intensivstation dokumentiert [69, 70]. Bis zur Verfügbarkeit prospektiver Daten erscheint es vernünftig, die Beatmung so zu steuern, dass eine Normokapnie erreicht wird, und diese durch Kontrolle des endtidalen PCO2 und durch Blutgasanalysen zu überwachen. Eine Absenkung der Körpertemperatur reduziert den Stoffwechsel und kann das Risiko der Entstehung einer Hypokapnie während dieser Maßnahme erhöhen [71].
Obwohl protektive Beatmungsstategien nicht eigens an Patienten nach einem Kreislaufstillstand untersucht wurden, erscheint es vernünftig, eine protektive Lungenbeatmung anzuwenden, da erwiesen ist, dass diese Patienten eine deutliche Entzündungsreaktion entwickeln: Atemzugvolumen von 6–8 ml/kg ideales Körpergewicht und positiv endexspiratorischer Druck von 4–8 cm H2O [48, 72].
Zur Entlastung des Magens soll eine Magensonde eingelegt werden; eine durch Mund-zu-Mund- oder Beutel-Maske-Beatmung verursachte Magenüberblähung führt zu einem Zwerchfellhochstand und erschwert die Beatmung. Zur Reduzierung des Sauerstoffverbrauchs sollen Sedativa in ausreichender Dosierung verabreicht werden. Die Protokollierung der Sedativagabe wird ausdrücklich empfohlen. Bolusgaben von Muskelrelaxanzien können erforderlich sein, v. a. bei der Anwendung eines zielgerichteten Temperaturmanagements (TTM; s. u.). Eine begrenzte Datenlage zeigt, dass die befristete Infusion (≤ 48 h) kurz wirksamer Muskelrelaxanzien zur Reduzierung der Gegenatmung des Patienten und des Risikos eines Barotraumas bei ARDS-Patienten nicht mit einem erhöhten Risiko für eine auf der Intensivstation erworbene generalisierte Muskelschwäche zusammenhängt, sondern das Outcome der Patienten verbessern kann [73]. Einige Daten weisen darauf hin, dass eine kontinuierliche Muskelrelaxierung mit einer reduzierten Mortalität bei Patienten nach Kreislaufstillstand einhergeht [74]. Die kontinuierliche Gabe von Muskelrelaxanzien behindert allerdings die klinische Untersuchung und kann zerebrale Krampfanfälle maskieren. Insbesondere bei relaxierten Patienten wird die kontinuierliche Elektroenzephalographie (EEG) empfohlen, um zerebrale Krampfanfälle zu erkennen. Eine Röntgenaufnahme des Thorax soll angefertigt werden, um die Lage des Endotrachealtubus, der Magensonde und der zentralen Venenzugänge zu kontrollieren, ein eventuelles Lungenödem zu diagnostizieren und Komplikationen der Reanimationsmaßnahmen wie einen durch Rippenfrakturen verursachten Pneumothorax zu erkennen [76, 77].
Kreislauf
Koronare Reperfusion
Das akute Koronarsyndrom (ACS) ist eine häufige Ursache für einen außerklinischen Kreislaufstillstand (OHCA): Eine kürzliche Metaanalyse ergab, dass Patienten mit OHCA ohne eindeutig nicht kardiale Ursache in 59–71 % überwiegend eine akute Koronararterienläsion aufwiesen [78]. Seit der Veröffentlichung einer wegweisenden Studie im Jahr 1997 [79] zeigten viele Observationsstudien, dass eine notfallmäßige Koronarangiographie inklusive einer frühen perkutanen koronaren Intervention (PCI) bei Patienten mit ROSC nach einem Kreislaufstillstand möglich ist [80, 81]. Das invasive Vorgehen bei diesen Patienten (d. h. frühe Koronarangiographie, gefolgt von einer sofortigen PCI, falls erforderlich), insbesondere bei prolongierter Reanimation und unspezifischen EKG-Veränderungen, wird wegen des Fehlens eindeutiger Evidenz und wegen erheblicher Auswirkungen auf den Einsatz der vorhandenen Ressourcen (inklusive des Transports der Patienten zu den PCI-Zentren) kontrovers gesehen.
Perkutane koronare Intervention nach ROSC mit ST-Hebung
Über 80 % der Patienten mit ST-Hebung oder Linksschenkelblock (LSB) im EKG nach ROSC haben eine akute koronare Läsion [82]. Da viele Observationsstudien von höheren Überlebensraten und von einem besseren neurologischen Outcome berichten, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein frühes invasives Vorgehen für Patienten mit ST-Hebung von Vorteil ist, auch wenn hierzu keine randomisierten Studien vorliegen [83]. Angesichts der verfügbaren Daten soll bei erwachsenen Patienten mit ROSC nach OHCA mit vermuteter kardialer Ursache und ST-Hebung im EKG notfallmäßig eine Koronarangiographie und, wenn erforderlich, eine sofortige PCI durchgeführt werden. Diese Empfehlung beruht allerdings auf einer geringen Evidenz anhand von Untersuchungen an ausgewählten Populationen. Einige Observationsstudien weisen auch darauf hin, dass ein optimales Outcome nach außerklinischem Kreislaufstillstand durch die Kombination von zielgerichtetem Temperaturmanagement (TTM) und PCI erreicht wird. Die Kombination von TTM und PCI kann als Teil einer allgemeinen Strategie zur Verbesserung der Überlebensrate mit vollständiger neurologischer Erholung in einen standardisierten Therapieplan für Patienten nach Kreislaufstillstand aufgenommen werden [81, 84, 85].
Perkutane koronare Intervention nach ROSC ohne ST-Hebung
Im Vergleich zu einem ACS bei Patienten ohne Kreislaufstillstand sind die Standardmethoden zur Beurteilung einer Koronarischämie bei Patienten nach einem Kreislaufstillstand weniger zuverlässig. Die Sensitivität und Spezifität der üblichen klinischen Parameter, des EKG und der Biomarker zur Einschätzung eines akuten Koronararterienverschlusses als Ursache für den Kreislaufstillstand sind nicht geklärt [86–89]. Einige große Observationsstudien konnten zeigen, dass Patienten mit ROSC nach OHCA auch ohne ST-Hebung ein ACS haben können [90–93]. Für diese Patienten ohne ST-Hebung existieren widersprüchliche Daten hinsichtlich des potenziellen Nutzens einer notfallmäßigen Koronarangiographie [92, 94, 95]. In einer kürzlich konsentierten Stellungnahme hat die European Association for Percutaneous Cardiovascular Interventions (EAPCI) betont, dass bei Patienten nach OHCA mit ST-Hebung eine Koronarangiographie sofort erfolgen soll. Bei den übrigen Patienten ohne deutlichen Hinweis auf eine nicht kardiale Ursache soll eine Koronarangiographie schnellstmöglich (≤ 2 h) durchgeführt werden, insbesondere bei Vorliegen einer hämodynamischen Instabilität [96]. Derzeit wird dieses Vorgehen bei Patienten ohne ST-Hebung kontrovers gesehen und nicht von allen Experten akzeptiert. Dennoch ist es vernünftig, eine notfallmäßige Koronarangiographie nach ROSC bei denjenigen Patienten zu diskutieren und zu erwägen, bei denen das Risiko für eine koronare Ursache des Kreislaufstillstands sehr hoch ist. Faktoren wie Alter des Patienten, Dauer der Reanimation, hämodynamische Instabilität, aktueller Herzrhythmus, neurologischer Status bei Klinikaufnahme und die gefühlte Wahrscheinlichkeit einer kardialen Genese können die Entscheidung beeinflussen, ob die Intervention in der akuten Phase durchgeführt oder auf einen späteren Zeitpunkt während des Klinikaufenthalts verschoben wird.
Indikation und Zeitpunkt für die Computertomographie (CT)
Die kardialen Ursachen für einen OHCA wurden in den letzten Jahrzehnten ausgiebig untersucht. Im Gegensatz dazu ist sehr wenig über nicht kardiale Ursachen bekannt. Die frühe Feststellung einer respiratorischen oder neurologischen Ursache würde die Verlegung dieser Patienten auf eine darauf spezialisierte Intensivstation mit der bestmöglichen Behandlung ermöglichen. Eine verbesserte Kenntnis der Prognose würde auch die Diskussion darüber erlauben, ob bestimmte therapeutische Maßnahmen angebracht sind, wie z. B. ein TTM. Die frühe Feststellung einer respiratorischen oder neurologischen Ursache kann mit der Durchführung eines Schädel- und Thorax-CT bei Klinikaufnahme vor oder nach der Koronarangiographie erreicht werden. Bei fehlenden Läsionen, Anzeichen oder Symptomen für eine respiratorische oder neurologische Ursache (z. B. Kopfschmerzen, zerebrale Krampfanfälle, neurologische Defizite mit neurologischer Ursache, Kurzatmigkeit oder bekannte Hypoxie bei Patienten mit bekannter und fortschreitender Erkrankung der Atemwege) oder bei Vorliegen klinischer oder im EKG verifizierter Beweise für eine koronare Ischämie wird die Koronarangiographie vor der CT durchgeführt. In verschiedenen Kasuistiken konnte gezeigt werden, dass dieses Vorgehen die Diagnose nicht kardialer Ursachen eines Kreislaufstillstands bei einem erheblichen Anteil der Patienten ermöglicht [97, 98]. Bei Patienten mit einem Kreislaufstillstand traumatischer oder hämorrhagischer Ursache kann ein Ganzkörper-CT indiziert sein [99, 100].
Hämodynamisches Management
Nach Reanimation auftretende myokardiale Dysfunktionen verursachen eine hämodynamische Instabilität, die sich als Hypotonie, niedriger Cardiac-Index und in Form von Arrhythmien manifestiert [32, 101]. Eine frühe Echokardiographie bei allen Patienten erlaubt die Feststellung und die Quantifizierung der myokardialen Beeinträchtigung [33, 102]. Nach Reanimation auftretende myokardiale Dysfunktionen erfordern häufig eine zumindest vorübergehende Unterstützung mit positiv inotropen Substanzen. Basierend auf experimentellen Daten ist Dobutamin die am meisten etablierte Substanz in diesem Zusammenhang, [103, 104]. Aber die bei Patienten nach einem Kreislaufstillstand häufig auftretende systemische Entzündungsreaktion kann auch ursächlich für eine Vasoplegie und eine ausgeprägte Vasodilatation sein [32]. Aus diesem Grund besteht die effektivste Therapie in der Gabe von Noradrenalin – mit oder ohne die zusätzliche Gabe von Dobutamin – und Volumen. Die Infusion relativ großer Volumenmengen wird von Patienten mit Postreanimationssyndrom bemerkenswert gut toleriert [7, 8, 32]. Wenn die Behandlung mit Volumen und inotropen und vasoaktiven Substanzen nicht zur Stabilisierung des Kreislaufs ausreicht, soll die Anlage eines mechanischen Kreislaufunterstützungssystems (z. B. IMPELLA, Abiomed, USA) in Erwägung gezogen werden [7, 105].
Die Therapie kann anhand von Blutdruck, Herzfrequenz, Urinproduktion, Rate der Plasma-Lactat-Clearance und der zentralvenösen Sauerstoffsättigung geführt werden. Die Echokardiographie muss eventuell auch wiederholt zum Einsatz kommen, insbesondere bei hämodynamisch instabilen Patienten. Im Rahmen der Intensivtherapie ist das Anlegen einer arteriellen Kanüle zur kontinuierlichen Blutdruckmessung essenziell. Messungen des Herzzeitvolumens können bei der Behandlung hämodynamisch instabiler Patienten hilfreich sein, aber es gibt keine Evidenz dafür, dass dadurch das Outcome beeinflusst wird. Einige Zentren befürworten bei Patienten im kardiogenen Schock immer noch die Nutzung einer intraaortalen Ballonpumpe (IABP), obwohl die IABP-Shock-II-Studie nicht zeigen konnte, dass der Einsatz der IABP die 30-Tage-Überlebensrate bei Patienten mit Myokardinfarkt und kardiogenem Schock steigern konnte [106, 107].
Vergleichbar der bei der Behandlung der Sepsis empfohlenen „Early Goal-Directed Therapy" [108] – obwohl diese durch mehrere neue Studien infrage gestellt wird [109–111] – wird eine Anzahl therapeutischer Maßnahmen, wie ein spezifisches Blutdruckziel, als Behandlungsstrategie nach einem Kreislaufstillstand vorgeschlagen [8]. Deren Einfluss auf das Outcome ist nicht sicher erwiesen, und die anzustrebenden optimalen Werte für den mittleren und/oder systolischen Blutdruck bleiben nach wie vor ungeklärt [7, 8, 112–114]. In einer Observationsstudie an 151 Patienten nach einem Kreislaufstillstand konnte gezeigt werden, dass ein Zusammenhang zwischen einem mittleren arteriellen Blutdruck (Messung alle 15 min) von mehr als 70 mmHg und einem guten neurologischen Outcome besteht [113]. Eine kürzliche Studie ergab eine inverse Beziehung zwischen mittlerem arteriellem Druck und Mortalität [101]. Dennoch bleibt ungeklärt, ob der Einsatz vasoaktiver Substanzen zur Erreichung eines derartigen Zielwerts für den Blutdruck zu einem besseren neurologischen Outcome führt. Aufgrund fehlender definitiver Daten soll der mittlere arterielle Blutdruck so eingestellt werden, dass eine ausreichende Urinproduktion (1 ml/kg/h) und ein normaler oder zumindest sinkender Plasma-Lactat-Wert erreicht werden, wobei der normale Blutdruck des Patienten, die Ursache des Kreislaufstillstands und das Ausmaß jeglicher myokardialer Dysfunktion zu berücksichtigen sind [3]. Diese Zielwerte können unterschiedlich sein, je nach der individuellen Physiologie und bestehenden Begleiterkrankungen. Es ist zu beachten, dass eine Hypothermie die Urinproduktion steigern [115] und die Lactat-Clearance vermindern [101] kann.
In einer retrospektiven Studie wurde eine Tachykardie mit einem schlechten Outcome in Zusammenhang gebracht [116]. Während therapeutischer milder Hypothermie besteht die normale physiologische Antwort in einer Bradykardie. Diese Reaktion konnte in Tierversuchen demonstriert werden. Sie dient der Reduzierung der üblicherweise in der Frühphase nach einem Kreislaufstillstand auftretenden diastolischen Dysfunktion (Dysregulation) [117]. Früher wurde eine Bradykardie als Nebenwirkung betrachtet, insbesondere bei einer Frequenz von < 40/min. Kürzlich veröffentlichte retrospektive Studien haben indes ergeben, dass eine Bradykardie mit einem guten Outcome vergesellschaftet ist [118, 119]. Auch eine Bradykardie von ≤ 40/min. kann unbehandelt bleiben, solange Blutdruck, Lactat, SvO2 und Urinproduktion ausreichend sind. Es ist wesentlich, dass der Sauerstoffbedarf während therapeutischer milder Hypothermie vermindert ist.
Eine relative Nebenniereninsuffizienz tritt nach einer erfolgreichen Reanimation häufig auf und scheint mit einer schlechten Prognose zusammenzuhängen, wenn sie von einem „post-resuscitation shock" begleitet wird [120, 121]. In zwei kontrolliert randomisierten Studien an 380 Patienten mit innerklinischem Kreislaufstillstand (IHCA) konnte eine verbesserte ROSC-Rate gezeigt werden, wenn Methylprednisolon und Vasopressin zusätzlich zu Adrenalin eingesetzt wurden, im Vergleich zur alleinigen Gabe von Placebo und Adrenalin: kombinierte RR 1,34 (95 %-CI 1,21–1,43) [122, 123]. Es sind keine Studien verfügbar, die die alleinige Zugabe von Steroiden zur Standardtherapie des IHCA untersucht haben. Die genannten Studien stammen von einer einzelnen Forschergruppe, wobei die untersuchte Population einen sehr schnellen Beginn der ALS-Maßnahmen, einen hohen Anteil asystoler Kreislaufstillstände und eine niedrige Basisüberlebensrate im Vergleich zu anderen IHCA-Studien aufwies. Weitere bestätigende Untersuchungen werden erwartet, aber solange noch keine belastbaren Daten vorliegen, sollen keine Steroide nach einem IHCA gegeben werden. Für den routinemäßigen Einsatz von Steroiden nach OHCA gibt es ebenfalls keine Evidenz.
Unmittelbar nach einem Kreislaufstillstand folgt typischerweise eine Periode der Hyperkaliämie. Danach sorgen freigesetzte endogene Katecholamine und die Korrektur einer metabolischen und respiratorischen Azidose für eine intrazelluläre Verschiebung des Kaliums, wodurch eine Hypokaliämie ausgelöst wird. Diese Hypokaliämie kann zu ventrikulären Arrhythmien prädisponieren. Es soll Kalium verabreicht werden, um einen Kaliumspiegel zwischen 4,0 und 4,5 mmol/l aufrechtzuerhalten.
Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren
Bei ischämischen Patienten mit ausgeprägter linksventrikulärer Dysfunktion, die nach einer ventrikuläre Arrhythmie erfolgreich reanimiert wurden, welche später als 24–48 h nach einem primären koronaren Ereignis auftrat, soll an den Einbau eines implantierbaren Kardioverter-Defibrillators (ICD) gedacht werden [124–126]. Durch einen ICD kann auch die Mortalität bei den Patienten gesenkt werden, die einen Kreislaufstillstand überlebt haben und bei denen das Risiko eines plötzlichen Herztods aufgrund von strukturellen Herzerkrankungen oder angeborenen Kardiomyopathien besteht [127, 128]. In jedem Fall soll eine spezielle elektrophysiologische Beurteilung erfolgen, bevor die Implantation eines ICD als sekundäre Prophylaxe für einen plötzlichen Herztod verworfen wird.
Behinderung (Optimierung der neurologischen Erholung)
Zerebrale Perfusion
Es konnte in Tierversuchen gezeigt werden, dass unmittelbar nach ROSC eine kurze Periode eines multifokalen zerebralen „No-Reflow"-Phänomens auftritt, gefolgt von einer ca. 15–30-minütigen, vorübergehenden globalen Hyperämie [129–131]. Diese Phase wird abgelöst von einer bis zu 24-stündigen Hypoperfusion, während sich der zerebrale Sauerstoffgrundumsatz allmählich erholt. Nach einem asphyktischen Kreislaufstillstand kann nach ROSC ein vorübergehendes Hirnödem auftreten, welches aber selten zu einer klinisch relevanten Hirndrucksteigerung führt [132, 133]. Bei vielen Patienten ist die Autoregulation des zerebralen Blutflusses für einige Zeit nach dem Kreislaufstillstand gestört, was bedeutet, dass die Hirnperfusion vom zerebralen Perfusionsdruck abhängt und nicht von der neuronalen Aktivität [134, 135]. Eine Studie, die die Messung der regionalen zerebralen Oxygenierung mittels Nahinfrarotspektroskopie bestimmte, kam zu dem Ergebnis, dass die Autoregulation bei 35 % der Patienten nach einem Kreislaufstillstand gestört war, wobei die Mehrheit dieser Patienten vor dem Kreislaufstillstand an einem Hypertonus litt [136]. Das ermuntert dazu, die Empfehlung zu wiederholen, die der ERC bereits 2010 in seinen Leitlinien aussprach: Der arterielle Blutdruck soll nach ROSC etwa auf dem für den Patienten üblichen Niveau gehalten werden [1]. Es besteht aber noch ein erhebliches Wissensdefizit darin, wie die Körpertemperatur den optimalen Blutdruck beeinflusst.
Sedierung
Obgleich es allgemein üblich ist, Patienten nach ROSC für mindestens 24 h zu sedieren und zu beatmen, gibt es keine verlässlichen Daten, die eine konkrete Zeitspanne für die Beatmung, Sedierung und Relaxierung nach einem Kreislaufstillstand begründen. Während einer therapeutischen Hypothermie müssen die Patienten gut sediert werden, die Dauer von Sedierung und Beatmung wird deshalb von dieser Therapie beeinflusst. Eine Metaanalyse der zur Sedierung während therapeutischer milder Hypothermie benutzten Medikamente ergab beträchtliche Unterschiede zwischen 68 Intensivstationen in verschiedenen Ländern [137]. Es gibt keine Daten, ob die Wahl des Sedativums das Outcome beeinflusst, üblicherweise wird eine Kombination von Opioid und Hypnotikum verwendet. Kurz wirksame Medikamente (z. B. Propofol, Alfentanil, Remifentanil) erlauben eine zuverlässigere und frühere neurologische Beurteilung und Prognoseerstellung („Prognoseerstellung" s. u.) [138]. Auch volatile Anästhetika kommen bei der Sedierung von Patienten nach einem Kreislaufstillstand zur Anwendung [139]. Es sind einige Daten aus Tierversuchen verfügbar, die auf myokardiale und neurologische Vorteile hinweisen [140], aber es gibt keine klinischen Ergebnisse, die den Vorteil dieser Strategie untermauern. Adäquate Sedierung verringert den Sauerstoffverbrauch. Unter Hypothermie verringert oder verhindert die Sedierung Kältezittern, weshalb die Zieltemperatur schneller erreicht werden kann. Die Überwachung der Patienten mit Sedierungsscores kann hilfreich sein (z. B. Richmond- oder Ramsey-Score) [141, 142].
Kontrolle von zerebralen Krampfanfällen
Zerebrale Krampfanfälle nach einem Kreislaufstillstand sind häufig und treten bei etwa einem Drittel der Patienten auf, die nach ROSC bewusstlos bleiben. Am häufigsten sind Myoklonien bei 18–25 % der Patienten, die übrigen Patienten entwickeln fokale oder generalisierte tonisch-klonische Krampfanfälle oder eine Kombination von Krampfanfällen unterschiedlicher Genese [31, 143–145]. Klinisch sichtbare Krampfanfälle einschließlich Myoklonien können epileptischen Ursprungs sein oder auch nicht. Andere Manifestationen können fälschlicherweise für Krampfanfälle gehalten werden [146]. Es gibt mehrere Arten von Myoklonien [147], von denen die Mehrzahl nicht epileptischen Ursprungs ist. Bei Patienten mit der klinischen Manifestation von Krampfanfällen ist eine wiederholte Elektroenzephalographie zur Feststellung epileptischer Aktivität angezeigt. Bei Patienten mit einem diagnostisch gesicherten Status epilepticus und wirksamer Therapie soll eine kontinuierliche EEG-Überwachung erwogen werden.
Bei komatösen Patienten nach Kreislaufstillstand wird eine epileptiforme Aktivität gewöhnlich mithilfe des EEG festgestellt. Eindeutige Krampfaktivität, entsprechend exakter EEG-Terminologie [148], ist weniger häufig, aber ein postanoxischer Status epilepticus wurde in 23–31 % der Patienten festgestellt, die kontinuierlich EEG-überwacht wurden einschließlich mehrerer EEG-Kriterien [75, 149, 150]. Patienten mit einem elektrographisch nachgewiesenen Status epilepticus können eine klinisch feststellbare Krampfmanifestation haben, die aber auch durch Sedierung maskiert sein kann. Es ist nicht bekannt, ob der gezielte Nachweis und die Behandlung elektrographischer epileptischer Aktivität das Outcome der Patienten verbesseren.
Krampfanfälle können den zerebralen Metabolismus erhöhen [151] und haben das Potenzial, die durch einen Kreislaufstillstand verursachten Hirnschäden zu aggravieren: Sie sollen mit Natriumvalproat, Levetiracetam, Phenytoin, Benzodiazepinen, Propofol oder Barbituraten therapiert werden. Insbesondere Myoklonien sind manchmal schwierig zu behandeln, wobei Phenytoin oft unwirksam ist. Propofol ist wirksam bei der Unterdrückung postanoxischer Myoklonien [152]. Clonazepam, Natriumvalproat und Levitiracetam können bei der Behandlung postanoxischer Myoklonien ebenfalls wirksam sein [147]. Eine nachhaltige und wirksame Therapie soll unmittelbar nach dem ersten Ereignis begonnen werden, wobei vorab mögliche auslösende Ursachen (z. B. intrakranielle Blutung, Elektrolytstörungen) ausgeschlossen werden müssen.
Die prophylaktische Gabe von Antikonvulsiva bei erwachsenen Patienten nach einem Kreislaufstillstand wurde bisher nur unzureichend untersucht [153, 154]. Eine routinemäßige Krampfprophylaxe bei Patienten nach einem Kreislaufstillstand wird wegen der Gefahr von Nebenwirkungen und wegen des unzureichenden Ansprechens von Patienten mit klinischen und elektrographischen Krampfanfällen auf Antiepileptika nicht empfohlen.
Myoklonien und elektrographische Krampfaktivität einschließlich des Status epilepticus sind Bestandteil einer schlechten Prognose, wobei auch einzelne Patienten mit gutem Outcome überleben können (s. „Prognoseerstellung") [145, 155]. Nach der Behandlung von Krampfanfällen mit Sedativa, wodurch die Zuverlässigkeit einer klinischen Untersuchung herabsetzt wird, kann eine verlängerte Überwachung erforderlich sein [156].
Blutzuckereinstellung
Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen hohen Blutzuckerwerten nach erfolgreicher Reanimation und einem schlechten neurologischen Outcome [13, 15, 20, 157–163]. Während eine randomisierte kontrollierte Studie auf einer kardiochirurgischen Intensivstation zeigte, dass eine enge Blutzuckereinstellung (4,4–6,1 mmol/l oder 80–110 mg/dl) durch den Einsatz von Insulin die innerklinische Mortalität bei kritisch kranken Erwachsenen reduziert, [164] zeigte eine zweite Studie derselben Arbeitsgruppe bei internistischen Intensivpatienten keinen Überlebensvorteil [165]. In einer randomisierten Studie an erfolgreich reanimierten Patienten nach OHCA mit initialem Kammerflimmern bewirkte eine strikte Blutzuckereinstellung (72–108 mg/dl, 4–6 mmol/l) keinen Überlebensvorteil im Vergleich zu einer moderaten Blutzuckereinstellung (108–144 mg/dl, 6–8 mmol/l), wobei es in der Gruppe mit strikter Blutzuckereinstellung zu mehr hypoglykämischen Episoden gekommen ist [166]. Eine großangelegte randomisierte Studie zur Auswirkung einer strengen (4,5–6 mmol/l) im Vergleich zu einer herkömmlichen Blutzuckereinstellung (≤ 10 mmol/l) an Intensivpatienten berichtete von einer angestiegenen 90-Tage-Mortalität in der Patientengruppe mit strenger Blutzuckereinstellung [167, 168]. Eine schwere Hypoglykämie wiederum ist assoziiert mit einer gesteigerten Mortalität bei kritisch kranken Paienten [169], wobei insbesondere bei Bewusstlosen das Risiko einer unerkannten Hypoglykämie besteht. Unabhängig vom Zielbereich sind schwankende Blutzuckerwerte mit einer erhöhten Mortalität verbunden [170]. Im Vergleich zu Normothermie geht die therapeutische milde Hypothermie mit höheren Blutzuckerwerten, mit stärkeren Schwankungen der Blutzuckerwerte und mit einem gesteigerten Insulinbedarf einher [171]. Stärkere Schwankungen der Blutzuckerwerte sind assoziiert mit einer erhöhten Mortalität und einem ungünstigen neurologischen Outcome nach Kreislaufstillstand [157, 171].
Auf der Grundlage der verfügbaren Daten soll nach ROSC der Blutzuckerwert auf ≤ 10 mmol/l (≤ 180 mg/dl) eingestellt werden. Das Auftreten von Hypoglykämien soll vermieden werden [172]. Aufgrund des erhöhten Hypoglykämierisikos wird eine strenge Blutzuckereinstellung bei Patienten mit ROSC nach einem Kreislaufstillstand nicht durchgeführt.
Temperaturkontrolle
Behandlung von Hyperthermie und Fieber
In den ersten 48 h nach einem Kreislaufstillstand wird häufig eine Periode mit Hyperthermie oder Fieber beobachtet [13, 173–176]. Mehrere Studien belegen einen Zusammenhang zwischen der Hyperthermie nach Reanimation und einer schlechten neurologischen Erholung [13, 173, 175–178]. Die Entwicklung einer Hyperthermie nach therapeutischer milder Hypothermie (Rebound-Hyperthermie) ist mit einer erhöhten Mortalität und schlechterer neurologischer Erholung assoziiert [179–182]. Bisher gibt es keine randomisierte kontrollierte Studie, welche die Auswirkungen einer Fieberbehandlung (definiert als ≥ 37,6 °C) im Vergleich zu nicht durchgeführter Temperaturkontrolle bei Patienten nach Kreislaufstillstand untersucht. Insofern ist es möglich, dass die Hyperthermie post reanimationem alleinig Ausdruck einer stärkeren ischämischen Schädigung des Gehirns ist.
Obwohl die Auswirkung der Hyperthermie nach Wiederbelebung auf das Reanimationsergebnis nicht zweifelsfrei bewiesen ist, scheint es angemessen zu sein, die Postreanimationshyperthermie mit Antipyretika zu behandeln oder eine aktive Kühlung bei bewusstlosen Patienten zu erwägen.
Zielgerichtetes Temperaturmanagement („Targeted Temperature Management", TTM)
Daten von tierexperimentellen und klinischen Studien zeigen, dass eine milde Hypothermie – therapeutisch nach globaler zerebraler Hypoxie/Ischämie eingesetzt – neuroprotektiv ist und die Reanimationsergebnisse verbessert [183, 184]. Hierbei unterdrückt die Kühlung eine Vielzahl von Reaktionswegen, die zur Nekrose oder verzögertem Zelltod, auch Apoptose (programmierter Zelltod) genannt, führen. Hypothermie verringert die zerebrale metabolische Rate für Sauerstoff (CMRO2) um rund 6 % pro 1 °C Reduzierung der Körperkerntemperatur, was die Freisetzung von exzitatorischen Aminosäuren und freien Radikalen vermindern kann [183, 185]. Darüber hinaus blockiert die Hypothermie die intrazellulären Folgen der Exposition gegenüber erhöhter Calcium- und Glutamatkonzentrationen („excitotoxins") und reduziert die entzündliche Reaktion des Postreanimationssyndroms. Ergänzend stellt eine aktuelle Studie fest, dass es im Temperaturbereich von 33−36 °C nach erfolgreicher Reanimation keinen Unterschied in der inflammatorischen Zytokinantwort bei erwachsenen Patienten gibt [186].
Alle bisherigen Studien zur milden induzierten Hypothermie nach Reanimation haben ausschließlich Patienten untersucht, welche nach Kreislaufwiederherstellung weiterhin komatös waren. Eine randomisierte und eine pseudorandomisierte Studie haben nachgewiesen, das eine therapeutische Hypothermie sowohl die Entlassungsrate als auch das neurologische Ergebnis bei Entlassung oder nach 6 Monaten verbessert, wenn komatöse Patienten nach einem prähospitalen Kreislaufstillstand und Kammerflimmern gekühlt wurden [187, 188]. In diesen Studien wurde die Kühlung innerhalb von Minuten bis Stunden nach ROSC eingeleitet und über einen Zeitraum von 12–24 h in einem Temperaturbereich von 32–34 °C gehalten.
Drei Kohortenstudien mit insgesamt 1034 Patienten haben die milde induzierte Hypothermie verglichen mit einer Behandlung ohne Temperaturmanagement nach prähospitalem Kreislaufstillstand und fanden keinen Unterschied in der neurologischen Erholung [adjustierte gepoolte Odds Ratio (OR), 0,90 (95 %-CI, 0,45–1,82)] [189–191]. Eine weitere retrospektive Registerstudie an 1830 Patienten dokumentiert eine Erhöhung der schlechten neurologischen Erholung bei Menschen mit nicht defibrillierbarem Kreislaufstillstand, welche mit milder induzierter Hypothermie behandelt wurden (adjustierte OR 1,44 [95 % CI, 1,039–2,006] [192]).
Es gibt zahlreiche Vorher-nachher-Studien zur Implementierung der Temperaturkontrolle nach intrahospitalem Kreislaufstillstand, welche aber extrem schwer zu interpretieren sind, da mit der Temperaturkontrolle auch andere Änderungen in der Postreanimationsbehandlung implementiert wurden. Eine retrospektive Kohortenstudie an 8316 Patienten, die einen Kreislaufstillstand im Krankenhaus (IHCA) erlitten hatten und Kammerflimmern, Asystolie oder eine EMD aufwiesen, zeigte keinen Unterschied im Überleben bis zur Krankenhausentlassung. Es wurden Patienten untersucht, die mit milder induzierter Hypothermie behandelt wurden, und verglichen mit den Patienten, die kein aktives Temperaturmanagement erhielten (OR 0,9, 95 %-CI 0,65–1,23). Einschränkend muss aber ergänzt werden, dass nur relativ wenige Patienten mit milder induzierter Hypothermie behandelt wurden [193].
In die Studie zum zielgerichteten Temperaturmanagement („Targeted Temperature Management Trial", TTM) wurden 950 Patienten mit außerklinischem Kreislaufstillstand unabhängig vom initialen Herzrhythmus eingeschlossen. Diese Patienten erhielten ein 36-stündiges Temperaturmanagement entweder bei 33 oder bei 36 °C, wobei die Zieltemperatur 28 h lang aufrechterhalten wurde und eine Phase der langsamen Wiedererwärmung folgte [31]. Die Studie beinhaltete strenge Protokolle zur Bewertung der Prognose und für den Entzug der lebenserhaltenden Intensivbehandlung. Es ergab sich kein Unterschied für den primären Endpunkt – der Gesamtmortalität –, und auch das neurologische Ergebnis nach 6 Monaten war vergleichbar (Hazard Ratio, HR, für die Mortalität am Ende der Studie 1,06, 95 %-CI 0,89–1,28; relatives Risiko, RR, für den Tod oder ein schlechtes neurologische Ergebnis nach 6 Monaten 1,02, 95 %-CI 0,88–1,16). Ebenso war das differenzierte neurologische Ergebnis nach 6 Monaten vergleichbar [22, 24]. Wichtig ist der Hinweis, dass die Patienten in beiden Teilen der Studie ein so gutes Temperaturmanagement erhielten, dass Fieber in beiden Gruppen sicher verhindert wurde. TTM mit 33 °C bedingte im Vergleich zu TTM mit 36 °C eine verringerte Herzfrequenz, erhöhte Lactatwerte, eine verstärkte Vasopressorunterstützung und einen höheren SOFA-Score (Herz-Kreislauf) [101, 194]. Die Bradykardie, welche während der milden induzierten Hypothermie beobachtet wurde, kann vorteilhaft sein, da sie mit einem guten neurologischen Ergebnis bei komatösen Überlebenden nach prähospitalem Kreislaufstillstand assoziiert ist. Vermutlich ist die Bradykardie ein Hinweis auf den Erhalt autonomer Funktionen [118, 119].
Die optimale Anwendungsdauer für eine milde induzierte Hypothermie und ein TTM ist unbekannt, obwohl beide Verfahren derzeit am häufigsten für 24 h eingesetzt werden. Vorherige Studien behandelten die Patienten über 12−28 h mit TTM [31, 187, 188]. Zwei Beobachtungsstudien fanden keinen Unterschied in der Sterblichkeit oder ein schlechteres neurologisches Ergebnis bei 24 h im Vergleich mit 72 h Dauer der Hypothermie [195, 196]. Zu bemerken ist, dass in der TTM-Studie eine Normothermie von < 37,5 °C bis 72 h nach ROSC strikt eingehalten wurde [31].
Die Begriffe „zielgerichtetes Temperaturmanagement" oder „Temperaturkontrolle" sind gegenüber dem früher gebräuchlichen Begriff „therapeutische Hypothermie" zu bevorzugen. Die Advanced Life Support Task Force des International Liaison Committee on Resuscitation erarbeitete zuvor mehrere Behandlungsempfehlungen zum zielgerichteten Temperaturmanagement, die in diesen ERC-Leitlinien 2015 reflektiert werden:
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Eine konstante Zieltemperatur zwischen 32 und 36 °C soll für jene Patienten eingehalten werden, bei denen eine Temperaturkontrolle angewendet wird (starke Empfehlung, mäßige Qualität der Evidenz).
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Ob bestimmte Subpopulationen von Patienten nach Kreislaufstillstand von niedrigeren (32–34 °C) oder höheren (36 °C) Temperaturen des TTM profitieren, bleibt unbekannt, und weitere Studien sind notwendig, dies zu klären.
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TTM wird für erwachsene Patienten nach prähospitalem Kreislaufstillstand mit defibrillierbarem Rhythmus empfohlen, wenn der Patient nach ROSC weiterhin „nicht reagiert" (starke Empfehlung, geringe Evidenz).
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TTM wird für erwachsene Patienten nach prähospitalem Kreislaufstillstand mit nicht defibrillierbarem Rhythmus vorgeschlagen, wenn der Patient nach ROSC „nicht reagierend" bleibt (schwache Empfehlung, sehr geringe Evidenz).
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TTM wird für erwachsene Patienten nach innerklinischem Kreislaufstillstand unabhängig vom initialem Rhythmus vorgeschlagen, wenn der Patient nach ROSC „nicht reagierend" bleibt (schwache Empfehlung, sehr geringe Evidenz).
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Wenn ein zielgerichtetes Temperaturmanagement verwendet wird, wird vorgeschlagen, dass die TTM-Dauer mindestens 24 h beträgt (entsprechend der beiden größten bisherigen randomisierten klinischen Studien [31, 187]; schwache Empfehlung, sehr geringe Evidenz).
Es ist klar, dass die optimale Zieltemperatur für die Postreanimationsbehandlung derzeit nicht bekannt ist und dass mehr qualitativ hochwertige große Studien nötig sind, um die offenen Fragen zu klären [197].
Wann soll die Temperaturkontrolle beginnen?
Unabhängig davon, welche Zieltemperatur ausgewählt wird, sind Maßnahmen für eine aktive Temperaturregelung zu ergreifen, um die Temperatur im gewählten Zielbereich zu halten. Früher wurde empfohlen, dass die Kühlung so früh wie möglich nach ROSC begonnen werden soll. Diese Empfehlung aber basierte ausschließlich auf tierexperimentellen Daten und rationalen Vermutungen [198].
Tierexperimentelle Daten zeigen, das eine frühere Kühlung nach ROSC eine bessere Erholung bedingt [199, 200].
Die Interpretation von Beobachtungsstudien wird durch die Tatsache gestört, dass Patienten, die schneller spontan abkühlen, eine schlechtere neurologische Erholung zeigen [201–203]. Es wird angenommen, dass die Patienten mit schweren ischämischen Hirnschädigungen eher ihre Fähigkeit zur Steuerung der Körpertemperatur verlieren.
Fünf randomisierte kontrollierte Studien verwendeten kalte Infusionslösungen zur Hypothermieinduktion nach ROSC, [204–207] eine Studie untersuchte die Infusionstherapie mit kalter Flüssigkeit während der Reanimation, [208] und eine Studie an Patienten verwendete eine intranasale Kühlmethode während der Reanimation [209]. Das Volumen der Infusionstherapie betrug 20–30 ml/kg und bis zu 2 l, obwohl einige Patienten nicht die volle Infusionsmenge bis zur Ankunft im Krankenhaus erhielten. Alle 7 Studien sind in ihrer Aussage limitiert, da die Verblindung der klinischen Teams unvermeidbar unmöglich war und drei Studien zusätzlich auch die Untersucher des Reanimationsergebnisses nicht verblindeten.
Diese Studien zeigten keinen Unterschied in der Gesamtmortalität bei Patienten mit und ohne prähospitale Kühlung (RR, 0,98; 95 %-CI, 0,92–1,04). Keine einzelne Studie konnte einen Effekt der prähospitalen Kühlung auf die Mortalität oder eine schlechte neurologische Erholung feststellen. Vier randomisierte klinische Studien lieferten eine geringe Evidenz für ein erhöhtes Risiko eines erneuten Kreislaufstillstands durch die prähospital induzierte Hypothermie (RR 1,22; 95 %-CI, 1,01–1,46), [204, 205, 207] obwohl dieses Ergebnis im Wesentlichen von den Daten aus der größten Studie beeinflusst ist [207]. Drei Untersuchungen und zwei kleine Pilotstudien berichteten eine vergleichbare Inzidenz für ein Lungenödem in jeder Gruppe, [204, 208] und eine Studie zeigte eine Zunahme des Lungenödems bei Patienten, die eine präklinische Kühlung erhalten hatten (RR 1,34; 95 %-CI, 1,15–1,57) [207].
Auf der Grundlage dieser Evidenz kann die prähospitale Kühlung mittels einer schnellen i.v.-Infusion großer Mengen kalter Flüssigkeit unmittelbar nach ROSC nicht empfohlen werden. Es kann aber immer noch sinnvoll sein, kalte intravenöse Flüssigkeit zu infundieren, z. B. dann, wenn der Patient gut überwacht ist und eine Temperatur von 33 °C das Ziel ist. Andere prähospitale Kühlstrategien als die schnelle i.v.-Infusion großer Volumina kalter Flüssigkeit sind während der kardiopulmonalen Reanimation nicht ausreichend untersucht worden. Ob bestimmte Patientengruppen, z. B. bei überdurchschnittlich langer Transportzeit ins Krankenhaus, von einer prähospitalen Kühlstrategie profitieren könnten, ist unbekannt.
Wie soll die Temperatur kontrolliert werden?
Die praktische Anwendung des TTM ist in 3 Phasen unterteilt: Induktion, Aufrechterhaltung und Wiedererwärmung [210]. Externe und/oder interne Kühltechniken kommen im Rahmen des TTM zum Einsatz. Wenn eine Zieltemperatur von 36 °C gewählt wird, ist es für die vielen Postreanimationspatienten, die das Krankenhaus mit einer Temperatur von weniger als 36 °C erreichen, ein praktischer Ansatz, die spontane Erwärmung auf 36 °C abzuwarten und ein TTM-Gerät dann zu aktivieren, wenn die Patienten eine Körperkerntemperatur von 36 °C erreicht haben. Die Aufrechterhaltungsphase ist bei 36 °C die gleiche wie für andere hypotherme Zieltemperaturen; Kältezittern beispielsweise tritt bei Patienten mit 33 °C oder 36 °C gleichermaßen auf [31]. Wenn Sie eine Zieltemperatur von 36 °C gewählt haben, wird die Wiedererwärmungsphase kürzer sein.
Wenn eine niedrigere Zieltemperatur, z. B. 33 °C, gewählt wird, kann eine i.v.-Infusion von 30 ml/kg einer 4 °C kalten Kochsalz- oder Hartmann's Lösung die Kerntemperatur um etwa 1–1,5 °C senken [206, 207, 211]. Es ist jedoch zu beachten, dass in einer präklinischen randomisierten kontrollierten Studie in einem Paramedic-System diese Intervention mit einer erhöhten Lungenödemrate assoziiert war (diagnostiziert mittels einer Röntgenaufnahme des Thorax zum Aufnahmezeitpunkt). Zusätzlich wurde eine erhöhte Re-Arrest-Rate während des Transports ins Krankenhaus berichtet [207].
Folgende Verfahren zur Induktion und/oder Aufrechterhaltung des TTM sind möglich:
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Die Verwendung von Eisbeuteln und/oder nassen Handtüchern ist bezüglich des Materialaufwands kostengünstig; jedoch erhöht dieses Verfahren den Zeitaufwand für das Pflegepersonal, kann größere, unerwünschte Temperaturschwankungen zur Folge haben und erlaubt keine kontrollierte Wiedererwärmung [11, 19, 188, 212–219]. Um eine Hypothermie aufrechterhalten zu können, reicht die alleinige Infusion eiskalter Flüssigkeiten nicht aus [220]; die zusätzliche Verwendung von einfachen Eisbeuteln kann aber zu einer adäquaten Temperaturkontrolle führen [218].
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Kühldecken und Kühlkissen [221–227].
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Wasser- oder Luftzirkulationsdecken [7, 8, 10, 182, 226, 228–234].
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Wasserzirkulationsgelkissen [7, 224, 226, 233, 235–238].
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Transnasale Verdunstungskühlung [209]. Diese Technik ermöglicht die Kühlung während der Reanimation noch vor ROSC. Sie wird aktuell in einer weiteren großen mulitizentrischen randomisierten Studie untersucht [239].
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Intravaskuläre Wärmetauscher, welche in der Regel in die V. femoralis oder V. subclavia platziert werden [7, 8, 215, 216, 226, 228, 232, 240–245].
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Extrakorporale Zirkulation (z. B. Herz-Lungen-Maschine, ECMO) [246, 247].
In den meisten Fällen ist es leicht, die Patienten nach ROSC zu kühlen, da die Körperkerntemperatur in den ersten Stunden normalerweise abfällt [13, 176]. Bei Krankenhausaufnahme nach prähospitalem Kreislaufstillstand liegt die Temperatur gewöhnlich zwischen 35 und 36 °C, und in einer aktuellen großen Untersuchung betrug die Temperatur im Median 35,3 °C [31]. Wenn also eine TTM-Zieltemperatur von 36 °C gewählt wurde, kann eine langsame passive Wiedererwärmung bis 36 °C erlaubt werden. Wenn aber eine TTM-Zieltemperatur von 33 °C gewählt wurde, so wird die initiale Kühlung durch die Applikation von Muskelrelaxanzien und Sedativa erleichtert, weil diese das Kältezittern verhindern [248]. Magnesiumsulfat, ein natürlich vorkommender NMDA-Rezeptor-Antagonist, kann zur Absenkung der Schwelle des Kältezitterns zusätzlich appliziert werden [210, 249].
In der Erhaltungsphase soll das Kühlverfahren bevorzugt verwendet werden, welches eine effektive Temperaturüberwachung ermöglicht und Temperaturschwankungen vermeidet. Dies geschieht am besten mit externen oder internen Kühlvorrichtungen, die mittels einer kontinuierlichen Temperaturrückkopplung die eingestellte TTM-Zieltemperatur exakt erreichen [250]. Die Körperkerntemperatur wird in der Regel von einem in der Blase und/oder dem Ösophagus platzierten Thermistor gemessen [210, 251, 252]. Noch liegen keine Daten vor, die anzeigen, dass eine spezifische Kühltechnik im Vergleich mit anderen Methoden die Überlebensrate erhöht; jedoch ermöglichen intern platzierte Wärmetauscher eine genauere Temperaturkontrolle als externe Kühlmethoden [226, 250].
Während der Induktionsphase und insbesondere der Wiedererwärmungsphase können sich die Plasmaelektrolytkonzentrationen, das intravaskuläre Volumen und die metabolische Rate des Stoffwechsels schnell ändern. Eine Rebound-Hyperthermie ist mit einer schlechteren neurologischen Erholung assoziiert [179, 180]. Aus diesen Gründen soll die Wiedererwärmung langsam erfolgen: Die optimale Rate ist nicht bekannt, der aktuelle Konsens aber empfiehlt eine Wiedererwärmungsrate von 0,25−0,5 °C pro Stunde [228]. Wurde eine TTM-Zieltemperatur von 36 °C gewählt, können die o. g. Risiken vermindert sein [31].
Physiologische Wirkungen und Nebenwirkungen von Hypothermie
Die allgemein bekannten physiologischen Wirkungen der Hypothermie müssen sorgfältig beachtet werden [210]:
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Kältezittern erhöht den Metabolismus und die Wärmeproduktion, wodurch die zu erzielende Kühlrate vermindert wird. Insofern wurden schon weiter oben im Text Strategien diskutiert, welche das Kältezittern reduzieren können. Das Auftreten von Kältezittern bei Überlebenden nach Kreislaufstillstand, welche mit milder induzierter Hypothermie behandelt werden, ist mit einer guten neurologischen Erholung assoziiert [253, 254], da es ein Zeichen für eine normale physiologische Reaktion ist. Bei einer TTM-Zieltemperatur von 33 und 36 °C trat Kältezittern mit ähnlicher Wahrscheinlichkeit auf [31]. Ein Protokoll für die Analgosedierung ist erforderlich.
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Milde induzierte Hypothermie steigert den systemischen Gefäßwiderstand und bewirkt Arrhythmien (üblicherweise Bradykardien) [241]. Wichtig ist hier der Hinweis, dass die Bradykardie – ausgelöst durch eine milde induzierte Hypothermie – vorteilhaft sein kann (ähnlich der Wirkung von Betablockern), da sie die diastolische Dysfunktion des Myokards reduziert [117] und das Auftreten der Bradykardie mit einer guten neurologischen Erholung assoziiert ist [118, 119].
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Milde induzierte Hypothermie bewirkt eine Steigerung der Diurese und Elektrolytstörungen, wie Hypophosphatämie, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hypokalämie [31, 210, 255].
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Hypothermie verringert die Insulinempfindlichkeit und die Insulinsekretion und führt zu einer Hyperglykämie [188], welche eine Behandlung mit Insulin erforderlich macht (s. Glukosekontrolle).
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Milde induzierte Hypothermie beeinträchtigt die Blutgerinnung und kann möglicherweise Blutungen verstärken. Dieser Effekt scheint vernachlässigbar zu sein [256] und konnte in klinischen Studien nicht bestätigt werden [7, 31, 187]. In einer Registerstudie trat eine erhöhte Rate von geringfügigen Blutungen auf, wenn eine Koronarangiographie und die milde induzierte Hypothermie kombiniert angewendet wurden. Gleichzeitig aber war diese Kombination von Interventionen auch der beste Prädiktor für eine gute Erholung [20].
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Hypothermie kann das Immunsystem beeinträchtigen und die Infektionsrate erhöhen [210, 217, 222]. Milde induzierte Hypothermie ist mit einer erhöhten Inzidenz von Pneumonien assoziiert [257, 258]; jedoch scheinen diese Befunde keine Auswirkungen auf die Überlebensrate zu haben. Obwohl die prophylaktische Antibiotikabehandlung nicht prospektiv untersucht worden ist, konnte in einer Beobachtungsstudie gezeigt werden, dass sie mit einer verringerten Pneumonieinzidenz einherging [259]. In einer weiteren Beobachtungsstudie mit 138 Patienten, welche nach prähospitalem Kreislaufstillstand auf einer Intensivstation aufgenommen wurden, war die frühe Gabe von Antibiotika mit einer verbesserten Überlebensrate verknüpft [260].
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Die Serum-Amylase-Konzentration ist üblicherweise während der Hypothermie erhöht; die Bedeutung dieses Befunds ist aber unklar.
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Die Clearance von Sedativa und Muskelrelaxanzien ist bei einer Körperkerntemperatur von 34 °C um bis zu 30 % vermindert [261]. Die Clearance dieser und anderer Medikamente wird sich der normalen Clearance annähern, wenn die Temperatur näher bei 37 °C ist.
Kontraindikationen für das zielgerichtete Temperaturmanagement
Allgemein anerkannte Kontraindikationen für ein TTM bei 33 °C, welche aber nicht universell umgesetzt werden, umfassen schwere systemische Infektionen und eine bereits bestehende medizinische Koagulopathie. Zu beachten ist, dass die fibrinolytische Therapie keine Kontraindikation für eine milde induzierte Hypothermie ist.
Zwei Beobachtungsstudien dokumentierten eine positive inotrope Wirkung der milden induzierten Hypothermie bei Patienten im kardiogenen Schock, [262, 263] in der TTM-Studie gab es aber keinen Unterschied in der Sterblichkeit der Patienten, die mit leichtem Schock im Krankenhaus aufgenommen und entweder mit einer Zieltemperatur von 33 °C oder 36 °C behandelt wurden [194]. Tierexperimentelle Daten zeigen ebenso eine verbesserte kontraktile Funktion unter einer milden induzierten Hypothermie, welche wahrscheinlich auf einer erhöhten Ca2+-Sensititvität der Myofibrillen beruht [264]. Der kardiogene Schock stellt somit keine Kontraindikation für ein TTM dar.
Andere Therapien
Für neuroprotektive Medikamente (Coenzym Q10, [223] Thiopental, [153] Glukokorticoide, [123, 265] Nimodipin, [266, 267] Lidoflazin [268] oder Diazepam [154]) – alleinig oder als Ergänzung zu einer milden induzierten Hypothermie angewendet – konnte nicht gezeigt werden, dass sie die Rate neurologisch intakten Überlebens steigern, wenn sie in der Postreanimationstherapie angewendet wurden. Die Kombination aus einer Xenon-Applikation und der milden induzierten Hypothermie wurde in einer Machbarkeitsstudie untersucht und wird derzeit in weiteren klinischen Studien evaluiert [269].
Prognoseerstellung
Dieser Abschnitt wurde auf Basis des „Advisory Statement on Neurological Prognostication in comatose survivors of cardiac arrest" [270] von den Mitgliedern der ERC-ALS-Arbeitsgruppe und der Sektion „Trauma and Emergency Medicine (TEM) of the European Society of Intensive Care Medicine (ESICM)" adaptiert und im Vorgriff auf die Leitlinien von 2015 formuliert.
Eine hypoxisch-ischämische Hirnschädigung ist nach Reanimation und Kreislaufstillstand ein häufiges Problem [271]. Zwei Drittel der Patienten, die nach prähospitalem Kreislaufstillstand und Reanimation lebend auf eine Intensivstation aufgenommen werden konnten, sterben an einer neurologischen Schädigung des Gehirns. Dies wurde sowohl vor [28] wie auch nach [27, 30, 31] Einführung eines zielgerichteten TTM für die Postreanimationsbehandlung festgestellt. Die meisten dieser Todesfälle sind bedingt durch eine Entscheidung zum aktiven Entzug der lebenserhaltenden Behandlung (WLST), welche auf der Prognose einer schlechten neurologischen Erholung basiert [27, 30]. Aus diesem Grund ist es für die Prognosestellung bei komatösen Patienten nach Reanimation und Kreislaufstillstand essenziell, das Riskio einer falsch-pessimistischen Vorhersage zu minimieren. Im Idealfall soll die falsch-positive Rate (FPR) gleich null mit einem möglichst schmalen Konfidenzintervall (CI) sein, wenn eine schlechte neurologische Prognose erstellt wurde. Die meisten Studien zur Prognoseerstellung umfassen jedoch so wenige Patienten, dass selbst dann, wenn die FPR = 0 ist, die obere Grenze des 95 %-CI meist sehr hoch liegt [272, 273]. Darüber hinaus sind viele Studien dadurch schwer zu interpretieren, dass – im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung – der behandelnde Arzt selbst die Prognose erstellt und im Falle einer schlechten Prognose die WLST durchführt, was zum Tode führt und die schlechte Prognose bestätigt [272, 274]. Abschließend muss festgestellt werden, dass Sedativa und Muskelrelaxanzien, aber auch eine TTM mit verschiedenen Prognose-Indizes interferrieren können, insbesondere dann, wenn diese auf klinischen Untersuchungen basieren [156].
Klinische Untersuchung
Bilaterale Abwesenheit des Pupillenlichtreflexes – festgestellt 72 h nach ROSC – prognostiziert eine schlechte neurologische Erholung nahe bei 0 % FPR, dies sowohl in TTM- als auch in nicht-TTM-behandelten Patienten [FPR = 1 % (0–3) und 0 % (0–8)] [156, 275–284], und weist eine relativ geringe Sensitivität (19 % bzw. 18 %) auf. Eine ähnliche Statistik wurde für die bilaterale Abwesenheit des Kornealreflexes dokumentiert [272, 273].
In Patienten ohne TTM-Behandlung [276, 285] zeigte sich, dass die Abwesenheit einer motorischen Reaktion oder Strecksynergismen als Antwort auf einen Schmerzreiz – untersucht 72 h nach ROSC – eine hohe Sensitivität [74 (68–79)%] zur Vorhersage einer schlechten neurologischen Erholung aufweist. Einschränkend muss festgestellt werden, dass die FPR ebenfalls hoch ist [27 (12–48)%]. Ähnliche Ergebnisse wurden bei Patienten mit TTM-Behandlung beobachtet [156, 277–280, 282–284, 286–288]. Dennoch kann die hohe Sensitivität der o. g. pathologischen mototrischen Reaktion verwendet werden, um die Population von Patienten mit einer möglichen schlechten neurologischen Prognose zu identifizieren, um mit weiteren Untersuchungen eine bessere Prognoseerstellung zu erzielen. Cave: Wie der Kornealreflex kann auch die motorische Reaktion durch Sedativa oder Muskelrelaxanzien unterdrückt sein [156]. Wenn ein Überhang von Analgosedierung oder Muskelerelaxation nicht ausgeschlossen werden kann, so ist das Beobachtungsintervall über die 72 h ab ROSC hinaus zu verlängern, um das Risiko von falsch-positiven Ergebnissen zu minimieren.
Der Myoklonus ist ein klinisches Phänomen, bestehend aus plötzlichen, kurzen, unwillkürlichen Zuckungen, verursacht durch Kontraktionen an lokalen Muskelgruppen, multifokal oder generalisiert. Sind generalisierte Myoklonien über einen längeren Zeitraum kontinuierlich zu beobachten, wird dies im Allgemeinen als Status myoclonus beschrieben. Zwar gibt es keine endgültige Einigung darüber, wie lange oder wie häufig Myoklonien auftreten müssen, um als solche qualifiziert zu werden, in Prognosestudien bei komatös überlebenden Patienten nach Kreislaufstillstand aber wurde eine Mindestdauer von 30 min berichtet. Jedoch differiert die Definition eines Status myoclonus von Studie zu Studie.
Während das Auftreten von Myoklonien in komatösen Überlebenden nach Kreislaufstillstand nicht sicher mit einer schlechten neurologischen Erholung assoziiert ist (FPR 9 %) [145, 272], ist ein Status myoclonus, der innerhalb von 48 h nach ROSC erstmalig beobachtet wird, sicher mit einer solchen vergesellschaftet [FPR 0 (0–5)%; sensitivity 8 %]. Dies konnte in Prognosestudien bei Patienten ohne TTM-Behandlung gezeigt werden [276, 289, 290] und ist auch hoch prädiktiv bei Patienten mit TTM-Behandlung [FPR 0 % (0–4); Sensitivität 16 %] [144, 156, 291]. Mittlerweile sind jedoch mehrere Fallberichte publiziert worden, die von einer guten neurologischen Erholung berichten, obwohl frühzeitig lang andauernde und generalisierte Myoklonien beobachtet wurden. In einigen dieser Fälle persistierte die Myoklonie auch nach dem Erwachen des Patienten und ging in chronische, aktivitätsgetriggerte Myokloni über (Lance-Adams-Syndrom) [292–297]. Bei anderen Patienten verschwanden sie mit Wiedererlangung des Bewusstseins [298, 299]. Der exakte Zeitpunkt, wann diese Patienten ihr Bewusstsein wiederverlangten, kann durch die Myoklonie oder die Sedierung maskiert gewesen sein. Aus diesen Gründen sollen Patienten mit einem Status myoclonus post reanimationem – wann immer möglich – ohne Einfluss einer Sedierung untersucht werden; bei diesen Patienten können EEG-Aufzeichnungen hilfreich sein, um EEG-Anzeichen von Bewusstsein und Reaktionsfähigkeit des zentralen Nervensystems oder aber epileptiforme EEG-Aktivität zu detektieren.
Prädiktoren für eine schlechte neurologische Erholung auf der Basis einer klinischen Untersuchung sind zwar preiswert und einfach zu erheben, jedoch ist es nachteilig, dass diese Untersuchungsergebnisse nicht vor dem Behandlungsteam verborgen werden können und somit – möglicherweise – das klinische Management beeinflussen und zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung führen. Klinische Studien sind notwendig, um die Reproduzierbarkeit der klinischen Prädiktoren hinsichtlich der Prognoseerstellung bei komatösen Postreanimationspatienten zu evaluieren.
Elektrophysiologie
Frühe somatosensorisch evozierte Potenziale (SSEPs)
In komatösen Postreanimationspatienten ohne TTM-Behandlung kann das bilaterale Fehlen der N20-Antwort im SSEP Tod oder Wachkoma (CPC 4–5) mit einer FPR von 0 (0–3)% schon 24 h nach ROSC vorhersagen [276, 300, 301]. Dieser Befund bleibt für die nächsten 48 h prädiktiv mit einer konsistenten Sensitivität (45–46 %) [276, 300, 302–304]. Unter insgesamt 287 Patienten mit fehlendem N20-SSEP-Frühpotenzial innerhalb von 72 h nach ROSC gab es nur ein falsch-positives Resultat (positiver prädiktiver Wert 99,7 [98–100]%) [305].
In Patienten mit TTM-Behandlung ist das bilaterale Fehlen der N20-SSEP-Antwort ebenso ein akkurater Prädiktor einer schlechten neurologischen Erholung sowohl während der milden induzierten Hypothermie [278, 279, 301, 306] [FPR 2 (0–4)%] als auch nach Wiedererwärmung [277, 278, 286, 288, 304] [FPR 1 (0–3)%]. Die geringe Anzahl falscher Prognosen, welche in großen Patientenkohorten beobachtet wurden, sind hauptsächlich auf Artefakte zurückzuführen [279, 284]. Die Ableitung der SSEPs erfordert eine angemessene Übung und Erfahrung des Untersuchers. Zudem ist äußerste Vorsicht geboten, um elektrische Störungen durch Muskelartefakte oder durch die ICU-Umgebung zu vermeiden. Die Interobserverübereinstimmung für die SSEP-Untersuchung bei anoxisch-ischämischem Koma ist mäßig bis gut und wird durch Rauschen beeinflusst [307, 308].
In den meisten Prognosestudien wurde die bilaterale Abwesenheit des N20-SSEP-Frühpotenzials als ein Entscheidungskriterium für den Entzug der lebenserhaltenden Behandlung herangezogen; dies birgt die Gefahr der sich selbst erfüllenden Prophezeihung [272]. Ergebnisse der SSEP-Untersuchung beeinflussen Ärzte und Familien eher als die der klinischen Untersuchung oder des EEG, eine lebenserhaltende Behandlung zu beenden (WLST) [309].
Elektroenzephalographie
Das Fehlen der EEG-Reaktivität
In Patienten mit TTM-Behandlung prognostiziert das Fehlen der EEG-Reaktivität eine schlechte neurologische Erholung mit einer FPR = 2 (1–7)% während der Hypothermie [288, 310, 311] und mit einer FPR = 0 (0–3)% nach der Wiedererwärmung 48–72 h nach ROSC [286, 288, 310].
Die Limitationen dieser Methode ergeben sich aus folgenden Befunden: In einer Prognosestudie bei posthypoxischem Myoklonus zeigten 3 Patienten ohne EEG-Reaktivität nach TTM-Behandlung eine gute neurologische Erholung [144]. Die meisten der Prognosestudien zu fehlender EEG-Reaktivität nach Kreislaufstillstand sind aus derselben Forschungsgruppe. Weitere Einschränkungen der EEG-Reaktivitätsuntersuchung betreffen den Mangel an Standardisierung der Stimulationsmodalität und die bescheidene Urteilsübereinstimmung [312].
Status epilepticus
In Patienten mit TTM-Behandlung ist ein Status epilepticus (SE), d. h. eine längere epileptiforme Aktivität, während therapeutischer Hypothermie oder unmittelbar nach der Wiedererwärmung [150, 291, 313] fast immer – aber nicht immer – mit einer schlechten neurologischen Erholung assoziiert (FPR von 0−6 %), insbesondere dann, wenn das EEG keine Reaktivität zeigt [150, 314] oder die EEG-Hintergrundaktivität diskontinuierlich ist [75]. Limitationen: Alle Studien über den SE beruhen auf einer nur geringen Patientenzahl; zudem sind die Definitionen des SE in diesen Studien inkonsistent.
Burst-suppression-EEG
Burst-Suppression wurde erst kürzlich definiert als eine EEG-Aufzeichnung, bei der mehr als 50 % der EEG-Perioden eine Spannung < 10 µV aufweisen und sich mit EEG-Bursts abwechseln [148]. Jedoch haben die meisten EEG-Prognosestudien nicht mit dieser Definition gearbeitet. In komatösen Überlebenden nach Kreislaufstillstand mit und ohne TTM-Behandlung ist das Burst-suppression-EEG in der Regel ein vorübergehender Befund. Während der ersten 24–48 h nach ROSC [305] in nicht-TTM-behandelten Patienten oder während der Hypothermie bei TTM-behandelten Patienten [288, 306, 315] ist ein Burst-suppression-EEG kompatibel mit einer guten neurologischen Erholung. Persistiert es aber über 72 h nach ROSC hinaus, [75, 276, 316], so ist dies durchgehend mit einer schlechten Prognose assoziiert. Limitierte Daten deuten darauf hin, dass bestimmte EEG-Muster, wie z. B. eines von identischen EEG-Bursts [317] oder die Assoziation eines Burst-suppression-EEG mit einem Status epilepticus [75], eine sehr hohe Spezifität aufweisen, eine schlechte neurologische Erholung vorherzusagen.
Abgesehen von seiner prognostischen Bedeutung ist die EEG-Überwachung oder -Aufzeichnung – entweder kontinuierlich oder intermittierend – in komatösen Überlebenden nach Kreislaufstillstand sowohl während der Hypothermie als auch nach Wiedererwärmung hilfreich, um den Erholungsgrad des Bewusstseins zu bewerten, welcher durch Analgosedierung, Muskelrelaxation, neuromuskuläre Funktionsstörung oder Myoklonus maskiert werden kann. Zudem ist es wichtig, nicht konvulsive epileptiforme Anfälle [318], die in etwa einem Viertel der komatösen Überlebenden nach Reanimation [75, 149, 291] auftreten, zu detektieren, um sie behandeln zu können.
Biomarker
Die neuronenspezifische Enolase (NSE) und S-100B sind Protein-Biomarker, die nach einer Verletzung von Neuronen und Gliazellen freigesetzt werden. Ihre Serumkonzentrationen korrelieren aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Ausmaß der anoxisch-ischämischen neurologischen Verletzungen und deshalb auch mit dem der möglichen neurologischen Erholung. Diesbezüglich ist S-100B weniger gut dokumentiert als NSE [319]. Biomarker als Prognoseinstrument haben gegenüber der EEG- und klinischen Untersuchung den Vorteil, dass deren Untersuchung quantitative Ergebnisse liefert und wahrscheinlich unabhängig von einer Analgosedierung beurteilt werden kann. Die Hauptlimitation der Biomarker zur Prognose liegt darin, Schwellenwerte zu definieren, welche Patienten identifiziert, die mit einem hohen Maß an Sicherheit nur eine schlechte neurologische Erholung aufweisen werden. In der Tat sind die Serumkonzentrationen von Biomarkern kontinuierliche Variablen, die somit in ihrer Anwendbarkeit zur Vorhersage eines dichotomischen Ergebnisses begrenzt sind, insbesondere dann, wenn ein Schwellenwert für 0 % FPR gefordert wird.
Neuronenspezifische Enolase (NSE)
In Patienten ohne TTM-Behandlung betrug der NSE-Schwellenwert – gemessen 24–72 h ab ROSC – zur Vorhersage einer schlechten neurologischen Erholung mit 0 % FPR 33 µg/l oder weniger. In einigen anderen Studien [276, 320, 321] konnte aber ein Schwellenwert von 47,6 µg/l nach 24 h, 65,0 µg/l nach 48 h und 90,9 µg/l nach 72 h – jeweils nach ROSC – festgestellt werden [302].
In Patienten, die eine TTM-Behandlung erhielten, variierte die NSE-Schwellenkonzentration für 0 % FPR zwischen 49,6 und 151,4 µg/l bei 24 h [313, 322–326], zwischen 25 und 151,5 µg/l nach 48 h [279, 313, 322–329] und zwischen 57,2 und 78,9 µg/l nach 72 h [321, 324, 327].
Die wichtigsten Gründe für die beobachtete Variabilität der NSE-Schwellenwerte liegen in der Verwendung von heterogenen Messtechniken (Variation zwischen verschiedenen Analysatoren) [330–332], der Anwesenheit von extraneuronalen Quellen von Biomarkern (Hämolyse und neuroendokrine Tumoren) [333] und der unvollständigen Kenntnisse über die Kinetik der Blutkonzentrationen in den ersten Tagen nach ROSC. Limitierte Evidenz legt den Verdacht nahe, dass der NSE-Schwellenwert nach 48–72 h höher liegt als nach 24 h [323, 325, 334]. Ansteigende NSE-Serumkonzentrationen im Zeitverlauf können eine zusätzliche Information für eine schlechte neurologische Erholung sein [323, 324, 334]. In einer Sekundäranalyse der TTM-Studie wurden die NSE-Serumkonzentrationen nach 24, 48 und 72 h bei 686 Patienten gemessen. Eine Erhöhung der NSE-Werte zwischen zwei beliebigen Zeitpunkten war mit einem schlechten neurologischen Ergebnis assoziiert [335].
Bildgebung
Hirn-CT
Der Haupt-CT-Befund der globalen anoxisch-ischämischen zerebralen Läsion nach Reanimation und Kreislaufstillstand ist das Hirnödem, [133] dieses zeigt sich als eine Verringerung der Tiefe der zerebralen Sulci (Sulci-Auslöschung) sowie in einer Aufhebung der Abgrenzug zwischen grauer und weißer Substanz aufgrund einer verringerten Dichte der grauen Substanz. Diese wird quantitativ als das Röntgendichteverhältnis (GWR) zwischen grauer und weißer Substanz gemessen. Die GWR-Schwelle zur Vorhersage einer schlechten neurologischen Erholung mit 0 % FPR lag in entsprechenden Prognosestudien zwischen 1,10 und 1,22 [281, 325, 336]. Einschränkend muss aber darauf hingewiesen werden, dass die Methoden zur Berechnung des Röntgendichteverhältnisses zwischen den Studien inkonsistent waren.
Magnetresonanztomographie – MRT („Magnetic Resonance Imaging", MRI)
MRT-Veränderungen nach globaler anoxisch-ischämischer Hirnverletzung nach Reanimation und Kreislaufstillstand zeigen sich als Hyperintensitäten in kortikalen Arealen oder den Basalganglien in einer diffusionsgewichteten Bildgebungssequenz (DWI). In zwei kleineren Studien [337, 338] war das Vorhandensein von großen multilobären Pathologien in der DWI oder FLAIR-MRT-Bildgebung innerhalb des ersten von 5 Tagen nach ROSC konsistent mit einer schlechten neurologischen Prognose assoziiert, während kleine und fokale Läsionen dies nicht waren [329].
Der apparente (scheinbare) Diffusionskoeffizient (ADC) ist ein quantitatives Maß der diffusionsgewichteten Bildgebung (DWI). ADC-Werte zwischen 700 und 800 × 10−6 mm2/s werden als normale Werte für die graue Hirnsubstanz angesehen [339]. Bei Gehirn-ADC-Messungen zur Prognoseerstellung wurden entweder ADC-Werte für das ganze Gehirn [340] verwendet oder der Anteil des Hirnvolumens mit pathologisch niedrigen ADC-Werten quantitativ ausgewertet [341] oder aber die niedrigsten ADC-Werte in bestimmten Gehirnarealen, wie dem okzipitalen Kortex oder dem Putamen, bestimmt [322, 342]. Entsprechend variieren die ADC-Schwellenwerte, die einer 0 %-FPR zugeordnet werden können, zwischen den Untersuchungen. Eine weitere Limitation ergibt sich aus der Tatsache, dass diese Verfahren z. T. auf subjektiven menschlichen Entscheidungen bei der Identifizierung der interessierenden Regionen oder der Interpretation der Ergebnisse beruhen, obwohl kürzlich automatisierte Analysen vorgeschlagen wurden [343].
Die Vorteile der MRT- gegenüber der CT-Untersuchung des Gehirns liegen in der besseren räumlichen Definition und insbesondere in der höheren Empfindlichkeit bei der Detektierung ischämischer Läsionen. Die MRT-Untersuchung kann jedoch bei klinisch instabilen Patienten schwieriger in der Durchführung sein [339]. Einige Untersuchungen zeigten, das die MRT-Untersuchung umfangreiche pathologische Befunde liefern konnte, obwohl SSEP oder okulare Reflexe normal waren [329, 339].
Alle Studien zur Prognoseerstellung nach Reanimation und Kreislaufstillstand, welche auf einer apparativen Bildgebung basieren, wiesen jeweils nur eine kleine Stichprobengröße auf − mit einer daraus folgenden geringen Präzision und einer sehr geringen Qualität der Evidenz. Die meisten dieser Studien sind retrospektiv, und die Indikation zur CT- oder MRT-Untersuchung des Gehirns lag im Ermessen des behandelnden Arztes, der somit einen Selektionsbias mit einer möglichen Überschätzung der Aussagekraft verursacht.
Empfohlene Strategie zur Prognoseerstellung
Eine sorgfältige klinisch-neurologische Untersuchung bleibt die Grundlage der Prognoseerstellung des komatösen Patienten nach Kreislaufstillstand [344]. Sie soll täglich durchgeführt werden. Zu achten ist auf Anzeichen einer neurologischen Erholung, wie z. B. die Wiederkehr von gezielten Bewegungen, oder aber darauf, ob sich ein Krankheitsbild entwickelt, was darauf hindeutet, dass der Hirntod eingetreten ist.
Der Prozess der neurologischen Erholung nach globaler anoxisch-ischämischer Läsion ist in den meisten Patienten 72 h nach Kreislaufstillstand abgeschlossen [290, 345]. Jedoch ist darauf hinzuweisen, dass die Verlässlichkeit der neurologischen Untersuchung 72 h nach ROSC bei Patienten, die eine Analgosedierung innerhalb der vorangegangenen 12 h vor dieser Untersuchung erhalten haben, vermindert ist [156]. Bevor eine die Prognose bestimmende Untersuchung durchgeführt wird, müssen die wichtigen Störfaktoren ausgeschlossen sein [346, 347]. Neben der Analgosedierung und der neuromuskulären Blockade gehören dazu Hypothermie, schwere Hypotonie, Hypoglykämie sowie metabolische und respiratorische Störungen. Die Applikation von Analgetika, Sedativa und Muskelrelaxanzien muss lange genug beendet sein, um eine Beeinflussung der klinisch-neurologischen Untersuchung sicher zu vermeiden. Aus diesem Grund sollen kurz wirksame Medikamente bevorzugt angewendet werden. Wird ein Überhang der Analgosedierung oder Muskelrelaxation vermutet, sollen Antidota appliziert werden, um die Wirkung der Medikamente vor einer Untersuchung zu reversieren.
Der Algorithmus zur Prognosestrategie (Abb. 2) ist bei allen Patienten anwendbar, die nach mehr als 72 h weiterhin komatös sind und auf Schmerzreiz keine motorische Antwort oder Strecksynergismen zeigen. Bei der Gesamtbeurteilung zu diesem Zeitpunkt werden die Ergebnisse früherer prognostischer Tests mit einbezogen.
Zunächst sollen die robustesten Prädiktoren untersucht und bewertet werden. Diese weisen die höchste Spezifität und Genauigkeit auf (FPR < 5 % mit 95 %-CI < 5 % bei Patienten mit TTM-Behandlung) und wurden in mehr als 5 Studien von mehr als 3 Forschungsgruppen dokumentiert. Zu diesen robustesten Prädiktoren gehören bilateral fehlende Pupillenreflexe, festgestellt frühestens 72 h nach ROSC und bilateral fehlende N20-SSEP-Frühpotenziale nach Wiedererwärmung (letzterer Prädiktor kann schon früher – z. B. ≥ 24 h nach ROSC – erfasst werden, wenn die Patienten keiner TTM-Behandlung unterlagen). Basierend auf Expertenmeinungen, empfehlen wir, die Befunde zu fehlenden Pupillen- und Kornealreflexen gemeinsam hinsichtlich der Prognose einer schlechten neurologischen Erholung zu werten. Okularreflexe und SSEP behalten ihre Vorhersagewerte unabhängig von der gewählten Zieltemperatur bei TTM-Behandlung [283, 284].
Wenn keiner der oben genannten Prädiktoren für eine schlechte neurologische Prognose vorhanden ist, kann eine Gruppe von weniger genauen Prädiktoren evaluiert werden, deren Vorhersagepräzision aber geringer ist. Diese Prädiktoren weisen ebenfalls eine FPR < 5 % auf, das 95 %-CI ist aber breiter als bei den zuerst benannten Prädiktoren. Zudem sind Definition und/oder Schwelle in den verschiedenen Prognosestudien unterschiedlich. Zu diesen Prognosefaktoren gehören:
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das Vorhandensein eines frühen Status myoclonus (innerhalb von 48 h nach ROSC),
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hohe Serumkonzentrationen der NSE, gemessen 48–72 h nach ROSC,
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ein unreaktives EEG und maligne EEG-Muster (Burst-suppression, Status epilepticus) nach Wiedererwärmung,
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eine deutliche Reduzierung des Röntgendichteverhältnisses (GWR) zwischen grauer und weißer Hirnsubstanz oder Furchenauslöschung im Gehirn-CT innerhalb von 24 h nach ROSC oder
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das Vorhandensein von diffusen ischämischen Veränderungen im MRT des Gehirns 2–5 Tage nach ROSC.
Basierend auf Expertenmeinungen, empfehlen wir eine Wartezeit von mindestens 24 h nach der ersten Prognoseerstellung und eine Bestätigung der Bewusstlosigkeit – ermittelt als ein Glasgow-Motor-Score von 1 bis 2 –, bevor Sie diese zweite Gruppe von Prädiktoren verwenden. Wir schlagen vor, dass mindestens zwei dieser Prädiktoren für die Prognoseerstellung herangezogen werden müssen.
Derzeit kann für die Serumkonzentration der NSE kein Schwellenwert zur Vorhersage einer schlechten neurologischen Prognose mit einer FPR von 0 % definiert werden. Im Idealfall wird jedes Krankenhauslabor, welches die NSE bestimmt, eigene Normal- und Schwellenwerte – basierend auf dem verwendeten Test-Kit – definieren müssen. Zusätzlich wird empfohlen, Proben zu mehreren Zeitpunkten zu entnehmen, um zeitliche Trends in der NSE-Serumkonzentration erfassen zu können und somit das Risiko von falsch-positiven Resultaten reduzieren zu können [335]. Es ist streng darauf zu achten, dass eine Hämolyse bei der Probeentnahme für die NSE-Bestimmung zu vermeiden ist.
Obwohl die robustesten Prädiktoren in den meisten Studien keine falsch-positiven Resultate zeigen, kann kein einzelner eine schlechte neurologische Erholung mit absoluter Sicherheit vorhersagen, wenn man die entsprechend umfassende Evidenz betrachtet. Darüber hinaus wurden diese Prädiktoren oft für den Entzug der lebenserhaltenden Therapie (WLST-Entscheidungen) verwendet, womit das Risiko einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung verknüpft ist. Aus diesem Grund kann nur eine multimodale Prognoseerstellung empfohlen werden, die – wann immer möglich – auch in Gegenwart von einem dieser Prädiktoren, durchgeführt werden soll. Diese Strategie des multimodalen Ansatzes für die Prognoseerstellung erhöht die Sicherheit und steigert die Sensitivität [286, 311, 325, 348].
Wenn eine prolongierte Analgosedierung und/oder Muskelrelaxierung notwendig ist, z. B. um eine schwere respiratorische Insuffizienz zu behandeln, so empfehlen wir, die Untersuchungen zur Prognoseerstellung zu verschieben, bis eine verlässliche klinisch-neurologische Untersuchung durchgeführt werden kann. In diesem Zusammenhang gewinnen Biomarker, SSEPs und bildgebende Verfahren an Bedeutung, da diese unbeeinflusst von einer Medikamentenwirkung sind.
Bleibt trotz dieser Untersuchungen die Prognose unklar, sollen Ärzte einen längeren Beobachtungszeitraum nutzen. Ein Fehlen der klinischen Verbesserung im Laufe der Zeit deutet auf eine schlechtere neurologische Erholung hin. Obwohl ein Erwachen aus dem Koma bis zu 25 Tage nach Reanimation und Kreislaufstillstand beschrieben wurde [291, 298, 349], erlangen die meisten Überlebenden das Bewusstsein innerhalb 1 Woche wieder [31, 329, 350–352]. In einer aktuellen Beobachtungsstudie [351] erwachten 94 % der Patienten innerhalb von 4,5 Tagen nach Wiedererwärmung, und die restlichen 6 % erwachten innerhalb von 10 Tagen. Selbst diejenigen Patienten, die spät erwachten, können immer noch eine gute neurologische Erholung erreichen [351].
Rehabilitation
Obwohl die neurologische Erholung für die meisten Überlebenden eines Kreislaufstillstands als gut bewertet wird, sind kognitive und emotionale Probleme sowie ein Erschöpfungssyndrom (Fatigue) häufig [23, 24, 279, 353–356]. Langfristige kognitive Beeinträchtigungen werden bei der Hälfte der Überlebenden festgestellt [21, 22, 357, 358]. Hierbei ist am häufigsten das Gedächtnis betroffen, gefolgt von Problemen mit Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen (Planung und Organisation) [23, 359]. Die kognitiven Beeinträchtigungen können schwerwiegend sein, werden aber meist nur als mild beschrieben [22]. In einer Studie mit 796 Überlebenden eines prähospitalen Kreislaufstillstands konnten 76,6 % wieder eine Arbeit aufnehmen [360]. Diese leichten kognitiven Probleme werden häufig vom medizinischen Fachpersonal nicht erkannt und können nicht mit Standardergebnis-Skalen wie den „Cerebral Performance Categories" (CPC) oder der „Mini-Mental State Examination" (MMSE) nachgewiesen werden [24, 361]. Emotionale Probleme, darunter Depressionen, Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörungen sind häufig [362, 363]. Eine Depression findet sich bei 14–45 % der Überlebenden, Angststörung bei 13–61 %, und Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung treten bei 19–27 % auf [355]. Ein Fatigue-Syndrom wird von Überlebenden eines Kreislaufstillstands oft berichtet. Auch mehrere Jahre nach dem Ereignis leiden 56 % der Überlebenden teils unter einem schweren Fatigue-Syndrom [356].
Nicht nur die Patienten berichten über Probleme, sondern auch ihre Lebenspartner und Betreuer können sich stark belastet fühlen und haben oft emotionale Probleme, einschließlich einer posttraumatischen Belastungsstörung [356, 364]. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus berichten sowohl die Überlebenden als auch deren Betreuer über einen Mangel an Informationen über wichtige Themen wie den Umgang mit körperlichen und emotionalen Herausforderungen, implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD), die Wiedererlangung der täglichen Aktivitäten, Partnerbeziehungen und den Umgang mit Gesundheitsanbietern [365]. Ein systematischer Review-Artikel über Patienten mit koronarer Herzerkrankung zeigt, wie wichtig eine proaktive Informationsversorgung und Ausbildung dieser Patienten ist [366].
Sowohl die kognitiven als auch die emotionalen Probleme haben einen erheblichen Einfluss und können das tägliche Leben des Patienten, die Wiedereingliederung in das Arbeitsleben und die Lebensqualität beeinträchtigen [356, 367, 368]. Aus diesem Grund scheint eine gezielte Nachsorge und Rehabilitation nach der Entlassung aus dem Krankenhaus notwendig zu sein. Obwohl die Beweise für die Sinnhaftigkeit einer Rehabilitationsbehandlung rar sind, haben 3 randomisierte kontrollierte Studien gezeigt, dass das Ergebnis nach Reanimation und Kreislaufstillstand durch sie verbessert werden kann [369–371]. Erstens konnte gezeigt werden, dass eine Intervention mit 11 Sitzungen der Krankenpflege die kardiovaskuläre Mortalität und depressive Symptome reduzieren half. In diesen Sitzungen wurden Entspannungsübungen, Selbstmanagement, Bewältigungsstrategien und Gesundheitserziehung trainiert und geschult [369]. Andere Pflegeinterventionen verbesserten die körperlichen Symptome, Angst, Selbstvertrauen und Wissen über die Krankheit [370, 371]. Diese Intervention bestand aus 8 Telefonsitzungen, ein 24/7-Krankenschwester-Rufsystem und eine Informationsbroschüre und zielte auf die Verbesserung der Selbstwirksamkeit, der Ergebniswirksamkeitserwartung und der Anhebung der Verhaltenskompetenzen im Selbstmanagement ab [372]. Eine dritte Intervention – bezeichnet als „Stand still …, and move on" – verbesserte den emotionalen Gesamtzustand, die Angststörung und die Lebensqualität und erlaubte eine schnellere Wiedereingliederung in das Arbeitsleben [373]. Diese Intervention zielte darauf ab, frühzeitig kognitive und emotionale Probleme zu erkennen sowie Informationen und Unterstützung zur Verfügung zu stellen, um das Selbstmanagement zu fördern und auf eine spezialisierte Versorgung hinzuweisen, wenn diese erforderlich war [374, 375]. Dieses Programm bestand aus nur ein oder zwei Konsultationen einer spezialisierten Krankenschwester und den Erläuterungen in einer entsprechenden Informationsbroschüre.
Die Organisation der weiteren Versorgung nach Entlassung aus dem Krankenhaus, wenn ein Kreislaufstillstand überlebt wurde, variiert zwischen den Krankenhäusern und Ländern in Europa stark. Die Nachsorge muss aber systematisch organisiert werden und kann durch einen Arzt oder eine spezialisierte Krankenschwester erfolgen. Folgende Aspekte sollen dabei berücksichtigt werden:
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Screening auf kognitive Beeinträchtigungen. Aktuell gibt es keinen Goldstandard, wie man ein solches Screening durchführen soll. Ein guter erster Schritt wäre es aber, den Patienten und seine Angehörigen und Betreuer nach kognitiven Beschwerden zu fragen (z. B. Probleme mit dem Gedächtnis, der Aufmerksamkeit oder im Planungsvermögen). Wenn machbar, sollen ein strukturiertes Interview oder Checklisten verwendet werden, wie z. B. die Checkliste „Cognition and Emotion" [376] oder eine kurzes kognitives Screening-Instrument, wie das „Montreal Cognitive Assessment" (MoCA), welches in vielen Sprachen frei erhältlich ist unter http://www.mocatest.org. Bei den Patienten, bei denen es Anzeichen für kognitive Beeinträchtigungen gibt, soll ein Spezialist zur neuropsychologischen Beurteilung und/oder für Rehabilitationsmedizin in die Behandlung mit eingebunden werden, um ein individuelles Rehabilitationsprogramm einzuleiten [377].
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Screening auf emotionale Probleme. Fragen Sie, ob beim Patienten emotionale Probleme vorliegen, wie beispielsweise Symptome einer Depression, Angststörung oder eines posttraumatischen Belastungssyndroms. Allgemeine Untersuchungsmethoden sind z. B. die „Hospital Anxiety and Depression Scale" (HADS) und die „Impact of Event Scale" [378, 379]. Bei emotionalen Problemen soll ein Psychologe oder Psychiater in die Behandlung mit einbezogen werden [355].
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Bereitstellung von Informationen. Informieren Sie den Patienten und seine Angehörigen proaktiv über die möglichen nicht kardialen Folgen eines Kreislaufstillstands – einschließlich der möglichen kognitiven Beeinträchtigungen, emotionalen Probleme und des Erschöpfungssyndroms. Weitere Themen, die besprochen und angegangen werden können, sind u. a. Herzerkrankungen, ICDs, Wiedererlangung der täglichen Aktivitäten, Partnerbeziehungen und Sexualität, Umgang mit Gesundheitsdienstleistern und Belastung für die Pflegenden [365].
Am besten ist es, schriftliche Informationen mit der Möglichkeit zur persönlichen Beratung zu kombinieren. Ein Beispiel einer Informationsbroschüre ist in den Sprachen Niederländisch und Englisch verfügbar [373, 374].
Organspende
Eine Organspende soll dann überlegt werden, wenn der Patient ROSC erreicht hatte und die Hirntodkriterien erfüllt sind oder ein irreversibler Hirnfunktionsausfall sicher festgestellt wurde [380]. In komatösen Patienten, bei denen die Entscheidung getroffen wird, lebenserhaltende Maßnahmen zu unterlassen, soll eine Organspende nach Eintritt des Kreislaufstillstands erwogen werden, wenn es rechtlich zulässig ist. Eine Organspende kann auch bei Personen erwogen werden, bei denen eine Reanimationsbehandlung nicht erfolgreich war und kein ROSC erreicht wurde. Alle Entscheidungen hierzu müssen den nationalen/lokalen rechtlichen und ethischen Anforderungen entsprechen, da diese von Land zu Land sehr verschieden sind.
(Cave: In Deutschland dürfen – dem deutschen Transplantationsgesetz, TPG, zufolge – Herztoten, „non heart-beating donor", NHBD, nur dann Organe entnommen werden, wenn der Hirntod eindeutig festgestellt wurde oder seit dem Kreislaufstillstand mindestens 3 h vergangen sind.)
Nicht randomisierte Studien haben gezeigt, dass das Transplantatüberleben nach 1 Jahr ähnlich gut ist, wenn man Spender mit und ohne CPR vergleicht: Erwachsenenherzen (3230 Organe [381–387]), -lungen (1031 Organe [383, 385, 388]), -nieren (5000 Organe [381, 383]), -lebern (2911 Organe [381, 383]) und -darm (25 Organe [383]).
Nicht randomisierte Studien haben ebenfalls gezeigt, dass das Transplantatüberleben nach 1 Jahr ähnlich gut ist, wenn Organe von Spendern mit laufender CPR gewonnen wurden oder es sich um andere Arten von Spendern handelte: Nieren von Erwachsenen (199 Organe [389–391]) oder Lebern von Erwachsenen (60 Organe [390, 392, 393]).
Solide Organe wurden erfolgreich transplantiert, wenn sie nach dem Kreislaufstillstand des Spenders explantiert und später transplantiert wurden (NHBD). Diese Gruppe von Patienten bietet die Möglichkeit, den Pool an potenziellen Spenderorganen zu erhöhen. Die Organentnahme zur Spende nach dem Kreislauftod („donation after circulatory deth", DCD) wird klassifiziert als geplante und ungeplante Entnahme [394, 395]. Die geplante Organentnahme betrifft hierbei Patienten, denen geplant eine lebenserhaltende Therapie bei nicht überlebensfähiger Verletzungen oder Krankheiten entzogen wird. Die unkontrollierte Spende beschreibt z. B. eine Organentnahme bei Patienten mit erfolgloser CPR, bei denen die Entscheidung zur Beendigung der Reanimationsmaßnahmen getroffen wurde. Nachdem der Tod festgestellt wurde, folgt ein vordefinierter Beobachtungszeitraum, indem geprüft wird, ob ein Spontankreislauf zurückkehrt oder nicht [396] (dieser beträgt in Deutschland mindestens 3 h). Anschließend kann ggf. eine Organkonservierung und Organentnahme erfolgen. Aspekte der ungeplanten Organspende sind komplex und umstritten, da die gleichen Techniken verwendet werden, entweder um den Menschen per CPR wiederzubeleben oder aber die möglichen Spenderorgane zu konservieren, nachdem der Tod des Patienten bestätigt worden ist. Hierzu gehören z. B. die mechanische Thoraxkompression und die extrakorporale Zirkulation. Insofern ist es zwingend erforderlich, die bestehenden nationalen Gesetze oder die lokal vereinbarten Protokolle strikt zu beachten.
Screening auf vererbbare Erkrankungen
Viele Opfer eines plötzlichen Herztods oder Kreislaufstillstands anderer Ursache haben unerkannte strukturelle Herzerkrankungen. Am häufigsten wird eine koronare Herzkrankheit diagnostiziert, aber auch primäre Herzrhythmusstörungen, eine Kardiomyopathie oder eine familiäre Hypercholesterinämie mit vorzeitiger ischämischer Herzerkrankung sind ursächlich verantwortlich. Insofern ist ein Screening auf vererbbare Erkrankungen oder Erkrankungen mit genetischer Dispositon von entscheidender Bedeutung für die Primärprävention im Verwandtenkreis der Patienten, wie es z. B. mit einer präventiven antiarrhythmischen Behandlung und medizinischen Vorsorgeuntersuchungen möglich ist [397–399]. Dieses Screening soll mittels einer gründlichen klinischen Anamnese und Untersuchung sowie der elektrophysiologischen und bildgebenden Untersuchung des Herzens durchgeführt werden. In ausgewählten Fällen sollen nach genetischen Mutationen, welche mit vererbten Herzerkrankungen assoziiert sind, gesucht werden [400].
Cardiac-Arrest-Zentren
Krankenhäuser, die Patienten nach Reanimation und Kreislaufstillstand behandeln, weisen eine hohe Variation ihrer intrahospitalen Mortalität für diese Patienten auf [9, 13, 16, 17, 401–403]. Viele Studien haben einen Zusammenhang zwischen der Krankenhausentlassungsrate und der Behandlung in einem Cardiac-Arrest-Zentrum berichtet, aber bedauerlicherweise sind die Krankenhausfaktoren, welche das Überleben der Patienten am meisten beeinflussen, nicht konsistent definiert [4, 5, 9, 17, 401, 404–416]. Darüber hinaus sind Art und Umfang der Dienste, die ein Cardiac-Arrest-Zentrum vorhalten soll, nicht einheitlich festgelegt. Die meisten Experten sind sich aber einig, dass ein solches Zentrum sowohl ein Herzkatheterlabor vorweisen muss, was sofort und jederzeit (24/7) zugänglich ist, als auch in der Lage zu sein hat, eine TTM-Behandlung jederzeit bereitzustellen. Wichtig ist auch die Verfügbarkeit eines neurologischen Dienstes, der die neuroelektrophysiologische Überwachung (Elektroenzephalographie, EEG) und Untersuchung (z. B. EEG und somatosensorisch evozierte Potenziale, SSEP) sicherstellen kann.
Es gibt einige Studien mit niedriger Evidenz, die möglicherweise zeigen, dass Intensivstationen mit mehr als 50 behandelten Patienten nach Reanimation pro Jahr bessere Überlebenschancen erreichen als Stationen mit weniger als 20 Fällen pro Jahr [17]. Diese Unterschiede können jedoch auch durch unterschiedliche Risiken im Patientgut bedingt sein. Eine Beobachtungsstudie zeigte – nicht risikoadjustiert –, dass die Entlassungsrate in größeren Krankenhäusern mit mehr als 40 Postreanimationspatienten pro Jahr im Vergleich zu denen, die jährlich weniger als 40 behandeln, besser war. Dieser rechnerische Unterschied verschwand jedoch, nachdem eine Risikoadjustierung für die Patientenfaktoren vorgenommen wurde [417].
Mehrere Studien mit historischen Kontrollgruppen haben gezeigt, dass die Implementierung eines umfassenden Pakets zur Postreanimationsbehandlung das Überleben nach ROSC verbessert. Dieses beinhaltet unter anderem die milde induzierte Hypothermie und die perkutane koronare Intervention [7, 10, 11, 417]. Es gibt auch Hinweise auf eine verbesserte Überlebensrate nach prähospitalem Kreislaufstillstand in großen Kliniken mit Herzkatheterlabor im Vergleich zu kleineren Krankenhäusern ohne Herzkatheterlabor [9]. In einer Studie des Resuscitation Outcome Consortium (ROC) mit 3981 Patienten, welche mit Spontankreislauf in eines von 151 Krankenhäusern aufgenommen wurden, konnten die Forscher zeigen, dass die frühe Koronarintervention und die milde induzierte Hypothermie mit einem günstigen Ergebnis assoziiert waren [84]. Diese Interventionen wurden häufiger in den Krankenhäusern durchgeführt, die mehr Patienten nach prähospitalem Kreislaufstillstand behandelten.
Mehrere Studien nach prähospitalem Kreislaufstillstand konnten keinen Zusammenhang zwischen der Transportzeit vom Einsatzort bis zur Aufnahme im Krankenhaus auf die Krankenhausentlassungsrate demonstrieren, wenn ROSC am Einsatzort erreicht wurde und die Tranportzeit kurz war (3–11 min) [406, 412, 413]. Dies impliziert, dass es sicher sein soll, nicht das nächste Krankenhaus anzufahren, sondern den Patienten post reanimationem schnellstmöglich in ein Cardiac-Arrest-Zentrum zu transportieren. Es gibt indirekte Hinweise dafür, dass regionale Reanimationsnetzwerke zu verbesserten Ergebnissen bei der Versorgung bei ST-Hebungsinfarkt (STEMI) führen [407, 418–441].
Die Schlussfolgerung aus all diesen Daten ist, dass die spezialisierten Cardiac-Arrest-Zentren und Reanimationsnetzwerke effektiv sein können [442–445]. Trotz des Mangels an qualitativ hochwertigen Daten, welche die Implementierung von Cardiac-Arrest-Zentren unterstützen, scheint es wahrscheinlich, dass die Spezialisierung und Regionalisierung der Postreanimationsbehandlung in den meisten Ländern übernommen wird.
Korrespondierende Übersetzer
Prof. Dr. med. Volker Dörges
Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Experimentelle Forschung und Labor
Arnold-Heller-Straße 3, Haus 12
24105 Kiel
Prof. Dr. med. Matthias Fischer
Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin,
Notfallmedizin und Schmerztherapie
Alb Fils Kliniken GmbH
Klinik am Eichert
Eichertstr. 3 / Postfach 660
73006 Göppingen
matthias.fischer@af-k.de
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J.P. Nolan ist Editor-in-Chief der Resuscitation; A. Cariou ist Ehrensprecher der BARD-France; C.D. Deakin ist Direktor der Prometheus Medical Ltd; H.Friberg ist Ehrensprecher der Bard Medical-Natus Inc; J. Soar ist Editor der Resuscitation B.W. Böttiger, C. Sandroni, K.l Sunde, T. Cronberg und V.R.M. Moulaert geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht
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